Messianische Juden: Erklärung von Gemeindeleitern
(Letzter Bericht: 7/2009, 257-266) Bei einem Treffen im November 2010 in Berlin gaben 29 Leiter messianischer Gemeinden aus ganz Deutschland folgende Erklärung ab:„1. Wir streben nach Einheit der messianischen Bewegung in Deutschland und strecken wie immer unsere Hand der Bruderschaft allen Christen entgegen. 2. Wir wollen, dass Juden in Deutschland Jesus als ihren verheißenen Messias anerkennen und setzen uns dafür voll ein. 3. Wir hoffen auf das weitere geistliche Wachstum der messianischen Bewegung und versuchen, ein gutes Zeugnis Jesu in der Gesellschaft zu sein, damit andere Menschen zu Jesus finden. 4. Wir rufen andere christliche Kirchen und Gemeinden sowie einzelne Christen auf, unsere junge Bewegung in Deutschland in diesen Anliegen zu unterstützen.“ Die Gemeindeleiter kamen im Messianischen Zentrum von Beit Sar Shalom („Haus des Friedefürsten“) in Berlin zusammen. Ziel der Begegnung waren der Austausch untereinander und die Stärkung der Einheit der messianischen Bewegung in Deutschland.
Das Missionswerk Beit Sar Shalom Evangeliumsdienst ist in 17 deutschen Städten und weltweit in 13 Ländern aktiv, darunter Großbritannien, Frankreich und die Niederlande. Leiter des deutschen Zweiges sowie der 1995 gegründeten Gemeinde Beit Schomer Jisrael („Haus des Hüters Israels“) in Berlin-Lichterfelde ist der aus einer ukrainischen liberalen jüdischen Familie stammende Diplomtheologe Wladimir Pikman, der messianisch-jüdisch ordiniert ist und seine Gemeinde als neunte Synagoge Berlins (neben den Synagogen der Einheitsgemeinde) betrachtet.Messianische Juden glauben an Jesus als den Messias Israels. Bis zum Zweiten Weltkrieg war die Bezeichnung „Judenchristen“ üblich, in England kam der Begriff „Hebräische Christen“ auf, in Amerika wurde „messianische Juden“ geprägt. Formal und inhaltlich haben sie vieles mit Evangelikalen gemeinsam. Die Gruppen haben in der Regel eine evangelikale Theologie, glauben an die Verbalinspiration der Bibel und verbinden Judesein mit Kirche und Zionismus.
Schätzungen über die zahlenmäßige Größe der Bewegung, die sich seit 1995 auch im gesamtdeutschen Raum etabliert hat, gehen weit auseinander und belaufen sich auf weltweit 50 000 bis 332 000 messianische Juden in 165 bis 400 Gemeinden. In den USA wird die Zahl mit etwa 40 000 bis 60 000 angegeben, für Israel mit rund 5000. In Deutschland versammeln sich in knapp 40 Gemeinden und Gruppen etwa 1000 regelmäßige Besucher, die meisten davon Zuwanderer aus der früheren Sowjetunion, sodass die Gottesdienstsprache in der Regel Russisch ist (örtlich mit Simultanübersetzung).
Friedmann Eißler