Nach 2012 geht´s weiter: James Redfields zwölfte Prophezeiung von Celestine
Rechtzeitig vor dem in der Esoterik-Szene heiß ersehnten spirituellen Transformationsschub am 21. Dezember 2012 wartet der US-amerikanische Esoterik-Autor James Redfield mit der neuesten Prophezeiung von Celestine auf. Sein mittlerweile viertes Buch trägt den Titel „Die zwölfte Prophezeiung von Celestine: Jenseits von 2012“ (Berlin 2011). Das rund 300 Seiten umfassende Werk wird in der Esoterik-Szene inzwischen als „Weltereignis“ gefeiert. Die aktuelle Ausgabe des „Engelmagazins“, das zweimonatlich zum Preis von 4,30 Euro „Freude, Sinngebung und Inspiration“ frei Haus liefert, ist sich sicher: „Ein großer spiritueller Moment, den Menschen in ganz Deutschland mit einem Film-Festival, Seminaren, Arbeitskreisen und anderen Events begrüßen“ (März/April 2011, 78).Die zwölfte Einsicht Redfields richtet den Blick auf die Zeit über das Jahr 2012 hinaus. Demnach enthalte diese Prophezeiung wichtige Impulse für die Veränderung der Welt. Im Werbetext zum neuen Buch, das Anfang März 2011 in den deutschen Buchhandel kam, heißt es: „Die Suche nach der Zwölften Prophezeiung entwickelt sich zum Kampf für eine freie, selbstbestimmte Spiritualität, die der Menschheit das Überleben sichern soll. Wer die Zwölfte Prophezeiung erfüllt, kann die Menschheit vernichten oder in eine neue Zukunft führen. In der Wüste Saudi-Arabiens beginnt ein tödlicher Kampf zwischen den Fundamentalisten der alten Weltreligionen und einem kleinen Kreis von Menschen, die die wahre Botschaft von Celestine verstanden haben ...“ Lautete die elfte Prophezeiung noch „Unsere Gebete werden zu einer Energie, mit der wir die Realität verändern können“, so verheißt die zwölfte nunmehr die Einsicht: „Der Wandel bestimmt den Alltag. Wir leben, was wir gelernt haben.“ Für 2012 wird ein höheres spirituelles Bewusstsein erwartet.Das 1993 erschienene Erstlingswerk „Die Prophezeiungen von Celestine“ genießt in der Esoterik-Szene Kultstatus. Rund 20 Millionen Exemplare wurden weltweit verkauft. 2006 erschien der gleichnamige Film, für dessen Filmpremiere in Deutschland der prominente Pfarrer i. R. Jürgen Fliege die Schirmherrschaft übernommen hatte.Auf der Internetseite der deutschen Celestine-Fangemeinde schreibt Redfield zu seinem neuesten Werk: „Die Erfüllung der Zwölften Prophezeiung, die Zwölfte Erkenntnis, steht für ein spirituelles Leben, welches das Beste aus allen religiösen Traditionen verkörpert und den Weg zum Frieden weist. Nie war es aufregender, auf dieser Welt zu leben! Trotz aller gegenwärtigen Schwierigkeiten kann diese neue Bewusstheit ansteckend sein, von Mensch zu Mensch weitergegeben werden und alle unsere Probleme lösen. Dazu müssen wir lediglich die Wahrheit dessen, was wir tun, mit anderen teilen. Denken Sie daran, dass wir nicht in der Endzeit leben. Wir stehen am Anfang. Es ist der Morgen der Welt!“ (www.celestinecommunity.de/12/start)
An anderer Stelle ist Redfield davon überzeugt, dass die von den Maya prophezeiten Energien bereits „einströmen“ und ihren Höhepunkt „nicht am 21. Dezember 2012, sondern am 28. Oktober 2011“ erreichen werden. Seit dem 8. November 2009 beschleunigen sich angeblich „die Energien mit einem Pulsschlag, der uns jetzt bereits betrifft“.Das Gedankengut Redfields repräsentiert eine Form von „Esoterik light“. Dabei werden New-Age-Gedanken in popularisierter Form mit fortschrittsoptimistischen Grundüberzeugungen als offenbartes „Geheimwissen“ neu aufbereitet. Aus Sicht dieser „neuen Spiritualität“ ist der Mensch der entscheidende Motor für den kollektiven Bewusstseinswandel im Zusammenhang eines globalen Transformationsprozesses. Redfields spirituell-pädagogischer Evolutionismus bedient zutiefst menschliche Sehnsüchte nach einer besseren Welt und nach notwendigen Veränderungsprozessen. Doch das esoterische Konzept erweist sich letztlich als säkular, weil sich in der ausschließlichen Fixierung auf das Individuum eine überzogene „bewusstseinsmagische“ Globalutopie offenbart, in der für Gott als Gegenüber kein Raum mehr bleibt – mit der fatalen Konsequenz, dass die Gebrochenheit menschlicher Existenz sowie Versagen und Schuld lediglich als mangelnde „Einsicht“ banalisiert werden. Redfields neuestes Buch ist sicherlich keine „neue Prophezeiung“, sondern vielmehr eine Neuverpackung gängiger esoterischer Grundüberzeugungen.
Matthias Pöhlmann