Netzwerk von Homöopathie-Kritikern gegründet
Der Streit um die Wirksamkeit der Homöopathie dauert seit Jahrzehnten an. Mittlerweile sind die Fronten zwischen überzeugten Nutzern und Kritikern längst verhärtet (vgl. MD 4/2014, 147f). Anfang Februar 2016 haben sich nun einschlägig bekannte Homöopathie-Kritiker zu einem Netzwerk zusammengeschlossen. Dazu gehören neben anderen die ehemalige Homöopathin Natalie Grams, der Vorsitzende des Wissenschaftsrats der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP), ein Vertreter der Initiative für wissenschaftliche Medizin und ein Verbraucherschützer vom Deutschen Konsumentenbund. Nach ihrer Überzeugung beruht die Homöopathie auf Irrtümern und Täuschungen. Erklärtes Ziel des Netzwerks ist es, die Widersprüche der 200 Jahre alten „dogmatischen Heilslehre“ offenzulegen sowie die therapeutische Unwirksamkeit homöopathischer Präparate („Pseudomedizin“) ins allgemeine Bewusstsein zu bringen.
Als Fernziele sehen die Netzwerk-Aktivisten die Aufhebung des sogenannten Binnenkonsenses für die „Besonderen Therapierichtungen“ und die Abschaffung der Apothekenpflicht für homöopathische Mittel. Denn diese rechtliche Sonderstellung gaukle dem Patienten eine Gleichstellung von Homöopathie und wissenschaftlicher Medizin vor. Als ein erster Schritt schlagen die Aktivisten vor, dass die Inhaltsstoffe homöopathischer Produkte auch auf Deutsch auf der Verpackung angegeben werden müssen. „Excrementum canis und urinum equinum sagt ja niemandem etwas – das ist bei Hundescheiße und Pferdepisse schon anders“, erklärte ein Netzwerk-Sprecher in Freiburg vor der Presse. Nach seiner Überzeugung gehörten homöopathische Mittel „in die Süßwarenabteilung, gleich neben Ursus elasticus. Das Gummibärchen klingt mit lateinischem Namen auch viel beeindruckender.“
Übersehen wird von den Kritikern, dass in der Homöopathie durch die ganzheitliche Behandlung einer Störung Heilungsprozesse angestoßen werden können, die sich einer rein naturwissenschaftlichen Erklärung entziehen. Die Kritiker wollen im Grunde das Vertrauen der Patienten in die homöopathische Therapie erschüttern. Damit eröffnen sie den Generalangriff auf eins der wichtigsten Instrumente der ärztlichen Heilkunst – auf das Vertrauen. Selbst wenn Globuli „nur“ als Placebo wirken, können sie den Gesundungsprozess unterstützen. Die Homöopathie erinnert daran, dass der Mensch mehr ist als eine biologische Maschine.
Auf der Website „netzwerk-homoeopathie.eu“ soll in wenigen Wochen eine Plattform freigeschaltet werden, auf der wissenschaftlich gegen die Homöopathie argumentiert wird und Fälle dokumentiert werden sollen, bei denen homöopathische Behandlungen nachweislich geschadet hätten. Aber Vorsicht: Unter der ähnlich geschriebenen Domain „netzwerk-homöopathie.eu“ finden sich Angebote der Initiative „Homöopathie hilft“, die von der „großen Kraft der kleinen Kugeln“ spricht. Unterscheidungsvermögen ist gefragt!
Michael Utsch