Neue Entwicklungen bei „The Last Reformation“
Die Bewegung „The Last Reformation“ des dänischen Heilungspredigers Torben Søndergaard sorgt weiter für Schlagzeilen. Diese neupfingstlerische Missionsbewegung, die alle anderen Kirchen für nicht reformierbar hält und den Anspruch erhebt, selbst die „letzte“ Reformation auf den Weg zu bringen, tritt vor allem durch Straßenevangelisation mit Heilungsgebeten, Dämonenaustreibungen und Spontantaufen auf.
Im Jahr 2018 konnte der in Berlin lebende Latin-Pop-Sänger David „Lou“ Bega (größter Hit: Mambo No. 5) öffentlichkeitswirksam als Teil der Bewegung präsentiert werden. Seine „Geistestaufe“ und anschließende Wassertaufe (allein auf den Namen Jesu) werden ausführlich in einem zweiten großen Film der Bewegung namens „The Last Reformation – The Life“ dokumentiert, der frei bei YouTube zu sehen ist.1
Dänische Journalisten baten Søndergaard dann darum, einen eigenen Dokumentarfilm für das dänische Fernsehen drehen zu dürfen. Sie gaben dabei echtes geistliches Interesse und eine positive Haltung gegenüber der Bewegung vor, sodass ihnen große Freiheiten für ihre Aufnahmen gewährt wurden. Insgeheim aber war ihr Ziel, investigativ über die Bewegung aufzuklären und vor ihr zu warnen. Der dreiteilige Dokumentarfilm unter dem Titel „Guds Bedste Børn“ (Gottes beste Kinder) wurde vom dänischen Sender TV2 in drei Teilen am 2.1., 9.1. und 16.1.2019 ausgestrahlt. Dadurch wurden dänische Politiker auf die Bewegung aufmerksam und machten deutlich, dass sie gesetzlich gegen die Praktiken von „The Last Reformation“ vorgehen würden. Søndergaard verließ daraufhin am 26.1.2019 mit seiner Familie fluchtartig Dänemark und flog zu Freunden in die USA. Tatsächlich wurde im März 2019 in Dänemark ein Gesetz erlassen, das psychische Gewaltanwendung genauso wie körperliche Gewalt unter Strafe stellt (§ 243). Søndergaard befürchtete daraufhin, dass er aufgrund seiner vielfach dokumentierten „Dämonenaustreibungen“ wegen psychischer Gewalt an Minderjährigen und psychisch Kranken nun in Dänemark zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt werden und ihm außerdem das Sorgerecht über seine noch minderjährige Tochter entzogen werden könnte. Er stellte im Sommer 2019 einen Asylantrag in den USA wegen religiöser Verfolgung.
Der dänische Zweig von „The Last Reformation“ wurde mittlerweile ebenso aufgelöst wie die Zentrale der Bewegung, das Jesus-Center in Aalborg. Die europäische Bewegung hat damit in den letzten Monaten sowohl die entscheidende Führungsgestalt als auch das wichtigste Schulungszentrum verloren und musste sich aus ihrem Gründungs- und Kernland Dänemark zurückziehen. Man operiert nun vor allem von den Niederlanden und der Schweiz aus.
Søndergaard sitzt nun erst einmal auf unbestimmte Zeit in den USA fest, solange sein Asylantrag bearbeitet wird. Er hat seine Organisation dort als „The Last Reformation Inc.“ in Jupiter (Florida) neu gegründet, und es gibt erste Pläne für den Aufbau eines nordamerikanischen Jesus-Centers als neuer Zentrale. Søndergaard scheint keinerlei Einsicht in eigenes Fehlverhalten und die Gefahr einer psychischen Schädigung von anderen Menschen durch seine Praktiken zu haben, sondern sieht in diesen Vorgängen allein den Beginn einer neuen Christenverfolgung als Zeichen der Endzeit.
Es bleibt abzuwarten, ob er tatsächlich Asyl in den USA erhält und ob sich die Bewegung in Nordamerika etablieren kann. Gleichzeitig ist es fraglich, ob die europäische Bewegung ohne die Präsenz von Søndergaard längerfristig Bestand haben wird. Inhaltlich muss sich zeigen, ob der gesellschaftspolitische Gegenwind zu einer selbstkritischen Besinnung der eigenen Theologie und der Praxis von öffentlichen Heilungen und Dämonenaustreibungen führt oder ob man sich nur umso fester auf eine Selbstdeutung als Glaubensmärtyrer zurückzieht.
Frank Lüdke, Marburg
Anmerkung
1 2016 war der Film „The Last Reformation: The Beginning“ erschienen, der ebenfalls im Internet frei angeschaut werden kann.