Neue Konflikte im "Apostelamt Jesu Christi" führen zu erneuter Abspaltung
Das „Apostelamt Jesu Christi“ (AJC) kommt nicht zur Ruhe. Wie das ökumenische Netzwerk Apostolische Geschichte (vgl. MD 11/2013, 424-427) in seinem Rundbrief 1/2018 berichtet, haben sich im Juli 2017 im Umfeld der 54.Apostelversammlung des AJC mehrere Gemeinden v.a. im Raum Berlin abgespalten und die „Freien Apostolischen Gemeinden e.V.“ (FAG) gegründet.
Das AJC war 1902 als Abspaltung von der Neuapostolischen Kirche (NAK) entstanden. Sein Schwerpunkt lag damals in Schlesien und Mitteldeutschland. Nach dem Mauerbau 1961 entwickelten sich ein ost- und ein westdeutscher Zweig mit Sitzen in Cottbus und Berlin. Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 gab es organisatorische und theologische Schwierigkeiten beim Versuch, die beiden Teile des AJC zu verschmelzen. In diesem Zusammenhang trat 2006 der leitende Apostel Ingolf Schulz zurück (vgl. MD 9/2006, 356f) und gründete mit einigen Gemeinden die „Altapostolische Kirche“ in Deutschland mit Sitz in Coswig (Sachsen).
Eine formale Vereinigung der beiden AJC-Flügel Ost und West gab es erst 2015. Echten Frieden brachte aber auch dies nicht. Denn offenbar immer noch im Zusammenhang der Ost-West-Spannungen wollten sich im vergangenen Jahr einige Gemeinden einer Entscheidung der Kirchenleitung nicht beugen, woraufhin man ihnen nach eigener Darstellung nahegelegt habe, eigene Wege zu gehen. Mathias Eberle vom Netzwerk Apostolische Geschichte vermutet den Grund darin, dass „diese Gemeinden zu einem (Ost-)Apostel zugeordnet werden sollten, den sie womöglich ablehnen. Denn die neuen ‚FAG‘-Gemeinden stammen aus der West-Tradition des AJC, das vereinte Kirchenamt Berlin des heutigen AJC sitzt aber in Hohenschönhausen“, also im Osten.
Die Mitgliederzahl des vereinigten AJC vor der jetzigen Spaltung wurde 2015 mit ca. 8700 angegeben. Der Ostflügel war bis 1990 Mitglied der ostdeutschen Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), sodass das AJC seit 1990 Gastmitglied der bundesweiten ACK ist. Anscheinend sind auch die neuen FAG-Gemeinden auf lokaler Ebene in ökumenischer Zusammenarbeit engagiert.
Kai Funkschmidt