Neue Studie weist auf Risiken der Meditation hin
Neue Studie weist auf Risiken der Meditation hin. Weil sich meditative Übungen einer wachsenden Beliebtheit erfreuen und sich immer mehr ausbreiten, werden ihre Risiken und Nebenwirkungen öfter übersehen. Ein vor zwei Jahren von Michael Tremmel und Ulrich Ott verfasster Übersichtsartikel hat die wenigen vorhandenen Studien dazu ausgewertet.1 Besondere Vorsicht ist demnach geboten, wenn extreme Praktiken angewendet werden oder eine psychische Vorerkrankung vorliegt – die Gefahren einer psychotischen Reaktion seien groß. Dies gelte vor allem bei traumatisierten Teilnehmern, für die es eine komplette Überforderung bedeute, wenn in der Übung das für ihre innere Stabilität nötige Kontrollbedürfnis nicht respektiert werde.
Bedenken gegen Meditation unterstützt eine aktuelle britische Studie.2 Ein Team von Psychologen einer Londoner Universität hat Personen mit mindestens zweimonatiger regelmäßiger Meditationspraxis nach unangenehmen Erfahrungen damit gefragt. In dieser Online-Umfrage mit über tausend Teilnehmern hat über ein Viertel von Nebenwirkungen wie Angst und anderen irritierenden und belastenden Gefühlen berichtet. Besonders konfrontative Praktiken wie z. B. Vipassana (Einsichts-Meditation) und die zen-buddhistische Koan-Praxis haben bei meditierenden Studienteilnehmern negative Empfindungen hervorgerufen. Dabei wurden Unterschiede zwischen den Geschlechtern festgestellt. Mehr Männer (28,5 %) als Frauen (23 %) berichteten von unangenehmen Gefühlen nach der Meditation. Auch interessant: Religiös gebundene Teilnehmer machten seltener (22 %) unangenehme Erfahrungen als 30,6 % der Befragten, die keinen religiösen Glauben hatten. Offensichtlich hilft ein festes Glaubenssystem, ungewöhnliche Erfahrungen zu verarbeiten.
Mehr Forschung zu den verschiedenen Meditationspraktiken und ihren Auswirkungen auf die seelische Gesundheit ist wünschenswert.
Michael Utsch
Anmerkungen
- Michael Tremmel / Ulrich Ott: Negative Wirkungen von Meditation, in: Liane Hofmann / Patrizia Heise (Hg.): Spiritualität und spirituelle Krisen, Stuttgart 2017, 233-243.
- Vgl. https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0216643 .