Vereinigungskirche

Neue Veröffentlichung der Vereinigungskirche (VK)

(Letzter Bericht: 8/2002, 250f) Seit Anfang Oktober liegt das Sammelwerk "Blickpunkt Vereinigungskirche - Beiträge aus der Theologie, den Geisteswissenschaften und in eigener Sache", hg. von Fritz Piepenburg aus dem Kando-Verlag vor. Es war bereits im letzten Infobrief des Herausgebers vom 1.10.2002 angekündigt worden. Manches in diesem Band ist aufschlussreich, z.B. die "Fragen und Antworten rund um die Vereinigungskirche" (F. Piepenburg/G. Kunkel), zu weiten Teilen wirkt das Buch wie eine Neuauflage des "Entstehens einer neuen Religion" (hg. von G. Kehrer, 1981). Manche Beiträge, etwa von Sebastian Matczak, Herbert Richardson, Frank Flynn und Richard de Maria, stammen aus noch älteren Veröffentlichungen, zumeist aus dem Buch "A Time of Consideration" (1978). Kaum verwunderlich ist, dass in den Beiträgen keine kritischen Auseinandersetzungen stattfinden; die wenigen kritischen Bemerkungen von Kehrer, etwa zur Auflösung von Beziehungen und zum Familienbild der VK, werden in redaktionellen Anmerkungen ausführlich konterkariert, zumeist allerdings mit dem Hinweis auf Entwicklungen in den neunziger Jahren. Wenn es denn so ist, dass nun bestehende Beziehungen respektiert werden und es auch keine VK-Wohngemeinschaften mehr gibt, wäre es umso dringlicher gewesen, die Autoren um Aktualisierungen ihrer mehr als zwanzig Jahre alten Beiträge zu bitten. Neben durchaus sachlichen Darstellungen zur Theologie der VK im ersten Teil (hier sind u.a. Paul Schwarzenau und Heinz Röhr, auch schon aus dem Band "Entstehen einer neuen Religion", zu nennen) sind eher polemische wie das Referat J. Redhardts zum Thema "Wie passt die Vereinigungskirche in die religiöse Landschaft Mitteleuropas?" zu finden, mit der unvermeidlichen Philippika über die kirchlichen Weltanschauungsbeauftragten, die auch schon im Vorwort von Piepenburg zu finden ist. Eher neu für Kenner der Materie ist der letzte Teil aus der Feder von VK-Repräsentanten. Aus den "Fragen und Antworten..." ergeben sich dem geneigten Leser erneut zahlreiche Fragen, etwa: Wie verhalten sich nun die "Vereinigungskirche", die doch als passé galt, und die "Familienföderation für den Weltfrieden" zueinander? Wie ist zu erklären, dass die Erläuterung für "Messias" (325) und die Rollenbestimmung für "Rev. Moon" und Ehefrau (326f) sich deutlich unterscheiden und trotzdem die Wiederkunft des Messias als in Ehepaar Moon erfüllt gilt? Haben die "Segnungen" tatsächlich nur den Stellenwert einer Segnung im umgangssprachlichen Sinne, wie die Erläuterungen (332) suggerieren, und können deshalb auch geöffnet werden, und wie verhält sich dazu das öffentliche Aufsehen um den "Seitensprung" von Erzbischof a.D. Milingo, der nach diesem Verständnis nur eine kurze und herzliche "gesegnete" Beziehung zu Maria Sung gepflegt hätte? Auch zu der Ansicht, Moon und die VK hätten sich mit dem Kommunismus allemal in "Wahrheit und Liebe" auseinandergesetzt (336), ließe sich u.a. aus der Geschichte Nicaraguas oder Afghanistans einiges Nachdenkliche beitragen. Waffenproduktion und -handel sind ja bedauerlicherweise legale Aktivitäten (die Unterstützung der "Contras" in Nicaragua allerdings war aufgrund einer UNO-Resolution völkerrechtlich illegal), ihre Verheimlichung vor der Öffentlichkeit und vor vielen Mitgliedern ist das (auch justiziable!) Problem.

Es zeugt nicht von Stärke, dass dies eine im Wesentlichen apologetische und affirmative Veröffentlichung ist. Es stünde der Vereinigungskirche gut an, für Kritik und Auseinandersetzung ein Forum zuzulassen, das den Eindruck einer geschlossenen Religionsgemeinschaft, der nach wie vor in der veröffentlichten Meinung herrscht, korrigieren könnte (sofern er korrekturfähig ist). Weniger die scharfe Kritik an den Kritikern als das Zulassen von offenen Flanken und innerer und äußerer Transparenz würde Fronten aufbrechen und die Öffentlichkeit überzeugen.

Ulrich Dehn