Neuer Vorstand des Islamrats
Der Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland mit Sitz in Bonn, neben dem Zentralrat der Muslime in Deutschland einer der großen muslimischen Dachverbände, hat seit dem 26. Januar 2002 einen neuen Vorstand. Der langjährige Vorsitzende Hasan Özdogan wurde abgelöst, an seine Stelle trat Ali Kizilkaya. Die drei neuen Stellvertreter sind Yusuf Hocazade, Ahmed Mahmoud und Tekittin Köksoy. Auch neu gewählt wurde der Generalsekretär, nunmehr Cafer Yalnizyasar. Der Vorsitz der geistlichen Verwaltung (der Scheikh-ul Islam) bleibt unverändert bei Sükrü Bulut, der dieses Amt bereits seit November 1995 innehat. Bulut ist Mitglied des Jama-at un-Nur, eines kleineren der insgesamt 17 Mitgliedsverbände. Kizilkaya, wie sein Vorgänger ein führender Vertreter des größten Islamratsmitgliedsverbandes Milli Görüs (IGMG), hat sich ausdrücklich für einen verstärkten Dialog der Religionen und einen deutschsprachigen islamischen Religionsunterricht im Rahmen von Grundgesetz Art. 7,4 ausgesprochen; er wünscht sich in einer ersten Pressemitteilung eine bessere Aufklärung über den Islam in der deutschen Öffentlichkeit sowie eine bessere Vermittlung des Demokratiepotentials dieser Religion. Der Islamrat steht in dem Ruf, von dem mit Abstand größten Mitgliedsverband Milli Görüs (ca. 27 000 Mitglieder) dominiert zu sein. Die IGMG, eine Organisation mit engen personellen und institutionellen Verflechtungen zur islamistischen Partei des ehemaligen türkischen Ministerpräsidenten Necmettin Erbakan, steht unter Beobachtung des Verfassungsschutzes und ist des Öfteren durch "islamistische" Äußerungen in Reden und Veröffentlichungen aufgefallen. Auch die türkische Zeitung "Milli Gazete", die der Bewegung nahe steht, gerät immer wieder ins Visier der deutschen Verfassungsschützer. Schwer abzuschätzen ist, wie stark die auf Liberalisierung und Demokratisierung drängenden Fraktionen innerhalb der IGMG sind und welchen Kurs der neue Islamratsvorsitzende fördern wird.
Ulrich Dehn