Neues Medienzentrum in Hollywood, kritische Fernsehdokumentation in Deutschland
(Letzter Bericht: 1/2016, 30f) Am 28. Mai 2016 wurden in einer feierlichen Zeremonie, an der mehrere Tausend Scientologen und Gäste teilgenommen haben sollen, neue Fernseh-, Radio- und Internet-Studios der Organisation in Los Angeles eröffnet. Eine Presseerklärung weist stolz darauf hin, dass jetzt auch Studios genutzt werden, in denen L. Ron Hubbards „erfolgreiche Karriere als Drehbuchautor“ begonnen habe. Der Vorsitzende der „Scientology-Kirche“, David Miscavige, führte selbst durch die Eröffnungsfeierlichkeiten und begrüßte Gastredner, z. B. den Präsidenten der örtlichen Wirtschaftskammer. Dieser möchte gerne mit Scientology zusammenarbeiten und Hollywood damit zu noch größerem Erfolg verhelfen. In seiner Ansprache hob Miscavige die Vorzüge des neuen digitalen Medienzentrums hervor. Alle Medienkanäle sollen dazu genutzt werden, das scientologische Wissen zu verbreiten und einer „krisengebeutelten Welt die Lösungen aufzuzeigen … Der Menschheit kann geholfen werden – wir wissen, wie es möglich ist.“
Die Veranstaltung zeigte das eine, das glänzende Gesicht von Scientology. Aussteiger zeigen das andere Gesicht. Sie weisen darauf hin, dass die „Kirche von Scientology“ den Menschen zwar einfache Problemlösungen verspreche, aber im Grunde eine machtbesessene Sekte sei. Am 10. Mai 2016 zeigte der Bayerische Rundfunk in deutscher Erstausstrahlung die Dokumentation „Scientology – Ein Glaubensgefängnis“ (Originaltitel: Going Clear: Scientology and the Prison of Belief, Regie: Alex Gibney, 2015). Als Vorlage für den brisanten Film diente Lawrence Wrights preisgekröntes Buch „Im Gefängnis des Glaubens“ (München 2014). Acht Scientology-Aussteiger, zum Teil aus der höchsten Führungsebene der Organisation, kommen zu Wort und schildern anschaulich, wie dort Menschen manipuliert und schikaniert werden. Zu den Aussteigern, die aus dem Inneren von Scientology berichten, zählen der Drehbuchautor und Oscar-Preisträger Paul Haggis, der Schauspieler Jason Beghe, der ehemalige Scientology-Spitzenfunktionär Marty Rathbun, der zwei Jahrzehnte als rechte Hand von David Miscavige tätig war, und der ehemalige Scientology-Pressesprecher Mike Rinder. Ebenfalls zu Wort kommen Scientology-Experten, die zum Teil seit mehr als 20 Jahren kritisch über die Organisation informieren (Trailer [englisch]: www.youtube.com/watch?v=fdhmO4kU6AI).
Michael Utsch