Ökumenische Entwicklungen in der NAK
(Letzte Berichte: 7/2015, 260f; 261f) Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und die Neuapostolische Kirche (NAK) haben sich nach mehreren Gesprächsrunden theologischer Beratungen im November 2014 auf den Text einer gemeinsamen „Orientierungshilfe“ geeinigt, die im September 2015 nach Ratifizierung durch NAK und ACK veröffentlicht werden soll. Sie will den ACK-Kirchen helfen, die immer häufigeren ökumenischen Kontakte zur NAK auf Gemeindeebene zu gestalten. Ziel ist es, Freiräume bekannt zu machen und zu nutzen, dabei aber auch Unterschiede und Trennendes zu respektieren.
Als Grundlage der Gespräche dienten eine im April 2008 erschienene Orientierungshilfe der ACK Baden-Württemberg und der NAK, das Ergebnis siebenjähriger Beratungen, und der 2012 erschienene NAK-Katechismus. Die Orientierungshilfe war Ausdruck der mit der Öffnung der NAK verbundenen ökumenischen Hoffnungen und wurde, da es der einzige Text seiner Art war, deutschlandweit rezipiert. Das neue Dokument bestätigt in weiten Teilen, manchmal wörtlich, das baden-württembergische Papier. Die strittigen Fragen des Verhältnisses von Taufe und Versiegelung und der NAK-Eschatologie (Entrückung der Braut und Entschlafenenwesen) verlangten demnach theologische Gespräche, „stellen aber kein Hindernis für ökumenische Kontakte dar“. Neu ist in dem Dokument vor allem, dass den Kirchen und Ortsgemeinden nun ausdrücklich ökumenische Beziehungen zur NAK empfohlen werden.1
Seit 2006 ist die NAK Gastmitglied in weit über 20 lokalen ACKs geworden. Eine der Empfehlungen, die sich aus den theologischen Gesprächen mit verschiedenen ökumenischen Gremien der letzten Jahre ergab, war eine Auswertung dieser vielen mehrjährigen ökumenischen Basiserfahrungen. Das ist auch deshalb wichtig, weil mancherorts immer wieder kritisiert wurde, die NAK verhandele an der Spitze ökumenisch, das dringe aber nicht in Konkretionen zur Gemeindeebene durch, hier bleibe die Kirche praktisch unverändert. Eine solche Auswertung hat am 19.2.2015 in Kassel anlässlich einer Konsultation für Vertreter lokaler ACKs stattgefunden. Vorausgegangen war eine groß angelegte Umfrage der Ökumenischen Centrale (Frankfurt) unter den betreffenden ACKs. Eine sehr hohe Rücklaufquote machte das Ergebnis repräsentativ, die Ökumenische Centrale hat eine detaillierte Zusammenfassung der Ergebnisse erstellt. Dabei zeigte sich, dass die bisherigen Erfahrungen von den lokalen ACKs überwältigend positiv eingeschätzt werden. Die NAK arbeitet dort, wo sie ACK-Mitglied ist, und bisweilen auch dort, wo sie es (noch) nicht ist, aktiv und konstruktiv mit. Sie straft damit jene Lügen, die immer gemutmaßt hatten, es gehe ihr bei dem ganzen Prozess nur um das Gütesiegel „ACK-Mitglied“. Sie unterscheidet sich damit wohltuend von einigen Kirchen, die sich in den 1990er Jahren allein aus Imagegründen um die Mitgliedschaft in der Bundes-ACK bewarben, ohne längere Diskussion aufgenommen und seither nicht mehr gesehen wurden.
Laut der Umfrage liegt der Schwerpunkt bisheriger gemeinsamer Aktivitäten im Bereich von Gottesdiensten (bzw. wegen der speziellen NAK-Terminologie vor allem „Andachten“). Interessanterweise werden das (Stamm-)Apostelamt und die exklusivistische Heilslehre häufiger als dogmatischer Kontroverspunkt genannt denn das eigentümliche Entschlafenenwesen.
Die NAK hat vor Kurzem erstmals die Absicht bekundet, einen Aufnahmeantrag in einer regionalen ACK stellen zu wollen, wenn dieser eine Chance auf Erfolg habe. Mit Mecklenburg-Vorpommern hat sie hierfür diejenige Region Deutschlands gewählt, in der der christliche Bevölkerungsanteil am geringsten ist und Christen eine ums Überleben kämpfende Minderheit sind. Die ACK Mecklenburg-Vorpommern hat nun ihre Mitglieder gebeten zu klären, ob eine Zustimmung zum Aufnahmeantrag der NAK in Aussicht stehe.
Kai Funkschmidt
Anmerkung
1 Die ACK funktioniert auf drei Ebenen: national (Bundes-ACK mit der Geschäftsstelle „Ökumenische Centrale“ in Frankfurt), regional (nicht immer mit einem Bundesland identisch) und lokal. Die jeweiligen ACKs sind autonom und dem jeweils großräumigeren Zusammenschluss weder rechenschaftspflichtig noch weisungsgebunden. Lange Zeit betrachteten die großräumigeren ACK-Ebenen die Aufnahme der NAK in lokale ACKs mit Skepsis. Diese gestaltete sich vor allem praxiszentriert und anfangs manchmal ungeordnet. Dabei tendierten beide Seiten dazu, in der praktischen Annäherung theologische Fragen und Differenzen wenig zu reflektieren.