Esoterik

Pläne einer Gemeinschaft um Andreas Hortmann scheitern an Bürgerprotesten

(Letzter Bericht: 10/2002, 307-311) Über den Wiesbadener Diplom-Psychologen Andreas Hortmann, seine Institute und die ihn umgebende Gemeinschaft wird seit der Jahrtausendwende immer wieder kritisch berichtet: In einem „Stern“-Artikel von 2002 erhoben Aussteiger schwere Vorwürfe gegen ihn. Er bezeichne sich als „Sprachrohr Gottes“, den man anbeten solle und dem Menschen hörig seien. Der Materialdienst (10/2002) berichtete ausführlich über die Hintergründe seines „Instituts für Spirituelle Psychologie“ und die Problematiken, die seine esoterische Mysterienschule zu einer „autoritären Gurubewegung“ machen. Ursula Caberta bezeichnet die Gruppe um Hortmann in ihrem „Schwarzbuch Esoterik“ als „beispielhaft für viele Klein- und Kleinstgruppen esoterischer Heilsbringer“. Auch Gerichte waren schon mit Hortmann beschäftigt.

Er selbst nimmt zu den Vorwürfen nicht Stellung. Er agiert zurückgezogen in einer Praxis in Wiesbaden. Seine Klientel rekrutiert er vornehmlich durch persönliche Empfehlungen. Das von ihm geleitete Institut heißt nun „logic5 – Akademie für Soziales Lernen“. Die Homepage ist inhaltlich recht unverfänglich gestaltet, geht aber in den „FAQs“ auf die Frage ein: „Was ist mit den Gerüchten?“ Hortmanns Antwort: „Missverständnisse und Vorurteile wachsen …, wenn sie gezielt aus Boshaftigkeit gestreut und aus reinem Profitstreben genährt werden.“

Anfang des Jahres ist nun ein umfangreiches Projekt aus dem Umfeld von Hortmann vorerst gescheitert: In dem kleinen südhessischen 450-Seelen Ort Lichtenberg plante eine Käufergemeinschaft den Bau eines Ökologie- und Gesundheitszentrums auf dem Areal eines ehemaligen Luxusgastronomie- und Hotelbetriebs. Zunächst war die Rede davon, dass um das bestehende Villengebäude sechs zusätzliche Wohneinheiten entstehen sollten. Mit der Zeit wurde deutlich, dass ein viel größeres Projekt geplant war: Auf über einem Hektar sollten für vierzig Erwachsene, darunter auch Andreas Hortmann, und zehn Kinder zwanzig Wohneinheiten mit je über 100 Quadratmetern Nutzfläche gebaut werden. Die Käufergemeinschaft stellte sich vor als „eine Gruppe von privaten Idealisten und Visionären“, bestehend aus „Psychotherapeuten, Logopäden, Osteopathen, für Ayurveda, Yoga und mehr“. Man lud zu einer Informationsveranstaltung für die Bevölkerung unter dem Titel „Herzlich Willkommen, Lichtenberg“ ein, um sich zu präsentieren und Fragen zu beantworten.

Im Vorfeld dieser Veranstaltung machten besorgte Bürger des Ortes mobil. Sie hatten Bedenken, dass ihre Ortschaft durch ein so großes Bauprojekt unpassend dominiert werde. Außerdem schwelt die Angst, dass auf längere Sicht eine weltanschauliche Beeinflussung stattfinden könnte. Sie gründeten eine Aktionsgemeinschaft mit dem Namen „Wir für Lichtenberg“, informierten sich über die psychologischen, alternativmedizinischen und weltanschaulichen Hintergründe, demonstrierten und schalteten die Medien ein. Diese berichteten breit aufgestellt regional und überregional.

In diese Gemengelage wollte sich die Käufergemeinschaft wohl nicht begeben. Hortmann selbst lehnte jegliche Fragen zu seinen Angeboten und Inhalten ab, und so wurde die Informationsveranstaltung kurzerhand abgesagt. In einem Pressetext der Käufergemeinschaft hieß es: „Leider hat sich die Situation in den letzten Tagen so zugespitzt, dass wir diese als regelrechte mediale Hetzkampagne gegen unser Projekt empfinden.“

Anschließend überschlugen sich nahezu stündlich die Ereignisse: von der Bekanntgabe, man wolle an dem Projekt auf jeden Fall festhalten, über die Aussage der Käufergemeinschaft „wir nehmen alle Bedenken sehr ernst und werden alle Punkte prüfen“ bis zur Absage des Grundstückskaufs „aufgrund des großen Widerstands der Bevölkerung“. Unklar ist allerdings weiterhin, was aus einer von Hortmann selbst bereits verbindlich gekauften Villa wird. Die Lichtenberger werden weiterhin ein kritisches Auge darauf haben.

Immer wieder hören wir in der Beratungs- und Aufklärungsarbeit die Klage, dass man doch so wenig tun könne, wenn weltanschaulich bedenkliche Gruppen expandieren wollen. Bei aller zu wahrenden Fairness, der Verpflichtung zu umfassender Recherche und in dem Wissen, dass auch in die Dörfern unseres Landes der Pluralismus unumkehrbar einzieht, ist der Verlauf dieses Falles doch ein Beispiel dafür, dass Zivilcourage durchaus etwas bewirken kann.


Oliver Koch, Frankfurt a. M.