Naturwissenschaft

Preis für computertechnischen Gottesbeweis

Kann die Existenz Gottes mithilfe der Mathematik und der Informatik bewiesen werden? Der Berliner Informatikprofessor Christoph Benzmüller erhielt am 11. April den mit 10 000 Euro dotierten Lehrpreis der Freien Universität. In seinem nun preisgekrönten Vorlesungskonzept „Computational Metaphysics“ lernen Masterstudierende der Philosophie, der Mathematik und der Informatik, religiöse und philosophische Argumente auf ihren logischen Kern zu reduzieren und mit einem Computerprogramm auf Widersprüche zu prüfen.

Schon 2013 konnte Benzmüller mithilfe eines Computerprogramms zeigen, dass der Gottesbeweis des Mathematikers Kurt Gödel (1906 – 1978) logisch gültig ist. Philosophische Gottesbeweise, mit denen die Existenz Gottes allein mithilfe der Vernunft nachgewiesen werden soll, haben eine jahrhundertelange Tradition.1941 legte Kurt Gödel eine mathematische Variante vor, indem er Aussagen mit „möglich“ und „notwendig“ verknüpfte und in einer mathematischen Formelsprache darstellte. Gödels erstaunliches Ergebnis lautete nach drei Definitionen und fünf Annahmen: Gott als Träger aller positiven Eigenschaften existiert notwendigerweise.

In der innovativen Lehrveranstaltung Benzmüllers dürfen die Studierenden sich nun selbst Varianten dieses Gottesbeweises aussuchen, die sie dann am Rechner auf logische Stimmigkeit prüfen. Kann die Existenz Gottes naturwissenschaftlich bewiesen (oder widerlegt) werden? Nein, denn auch ein korrekt gefolgerter Schluss muss nicht wahr sein. Alles hängt von den Grundannahmen und Voraussetzungen ab, die gesetzt werden. Wenn die Grundannahmen falsch sind, können mit der Logik auch absurde Aussagen formal bewiesen werden. Selbst strenge Wissenschaften beruhen auf Voraussetzungen, an die „geglaubt“ werden muss.


Michael Utsch