Qualitäts-Siegel für psychologische Beratung im Internet
Das Bedürfnis nach einer preisgünstigen Erstberatung in persönlichen Notlagen steigt ähnlich rasant wie die Zahl der Webseiten, die wohlfeile Hilfe anbieten. Um eine psychologische Praxis eröffnen zu dürfen, ist ein jahrelanges Studium mit anschließender therapeutischer Zusatzausbildung notwendig. Im Internet kann dagegen jedermann psychologische Dienste anbieten. Doch wie soll der User mit seinen sensiblen Anliegen zwischen einem seriösen Anbieter und einem unqualifizierten Scharlatan unterscheiden? Der Berufsverband Deutscher Psychologen (BDP) stellte kürzlich auf dem Kongress für angewandte Psychologie in Bonn ein Siegel zur psychologischen Beratung im Internet vor. Nur etwa die Hälfte der Anbieter von psychologischer Onlineberatung seien fachlich orientiert, haben BDP-Recherchen ergeben. Bei den restlichen 50 Prozent handele es sich entweder um ausgebildete Pädagogen, Sozialarbeiter oder Heilpraktiker. Im schlimmsten Fall bilde sich der Anbieter autodidaktisch weiter.
Mit dem Siegel will der Verband dem sich ausbreitenden Wildwuchs entgegenwirken und die Gefahr der Irreführung für Ratsuchende minimieren. Um das neue Qualitätssiegel des Berufsverbandes zu erhalten, muss der Internet-Anbieter sechs Kriterien erfüllen. Dazu gehört unter anderem der Nachweis des Psychologie-Diploms sowie ausreichender Kenntnisse in Gesprächsführung und Krisenintervention. Der Bewerber verpflichtet sich zur Verschwiegenheit und hat außerdem die Sicherheit der gewonnenen Daten zu gewährleisten. Außerdem wird auf der Homepage der obligatorische Hinweis erwartet, dass die Online-Beratung in vielen Fällen den Gang zu einem psychologischen Berater nicht ersetzen kann. Das Siegel trägt in der Mitte das Symbol des Berufsverbandes BDP. Verstöße gegen die Leitlinien werden mit dem Entzug des Siegels geahndet.
Michael Utsch