Radiomission sucht ihren Weg in einer veränderten Medienlandschaft
(Letzter Bericht: 12/2008, 470) Die Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) der deutschen Medienanstalten hat am 16. Dezember 2014 der Arbeitsgemeinschaft Radio HCJB e. V. die bundesweite Satellitenausstrahlung der Programme „Radio HCJB Deutschland“ und „HCJB Bibel Radio“ genehmigt. (HCJB ist das von den Behörden zugewiesene administrative Rufzeichen des Senders in Quito/Ecuador, zu dem die Gründer den Slogan „Heralding Christ Jesus Blessings“ erfanden.) „Bei der Veranstalterin handelt es sich um einen gemeinnützigen Verein, der ausschließlich gemeinnützige und kirchliche Zwecke verfolgt. Die Programme haben eine wertorientierte, christliche, überkonfessionelle Ausrichtung und werden mit den Schwerpunkten Informationen, Lebenshilfe, Kultur und Musik gestaltet. Die Lizenz hat eine Laufzeit von zehn Jahren“ (ZAK-Pressemitteilung 13/2014).
Die Arbeitsgemeinschaft Radio HCJB ist ein Echo der religiösen und kulturellen Sendungen, die Radio HCJB Quito mit sehr großer Resonanz ab 1953 für Europa bzw. ab 1954 für Südamerika ausstrahlte. In den 1960er und 1970er Jahren bekamen die Mitarbeitenden, die aus deutschsprachigen Mennonitengemeinschaften in Nord- und Südamerika kamen, bis zu 15 000 Briefe, teils Empfangsberichte, teils aber auch Seelsorgeaufgaben. 1972 und 1983 wollten einige HCJB-Freunde in Europa mehr tun als nur zuhören und gründeten in Deutschland und der Schweiz Vereine, die personelle, finanzielle und spirituelle Unterstützung im deutschsprachigen Raum mobilisieren sollten. Tatsächlich wurden aber die deutschen Radiomissionare, die in den 1980er Jahren die ursprünglichen Redaktionsmitglieder ablösten, von den erfahreneren Missionsagenturen Deutsche Missionsgemeinschaft und Vereinigte Deutsche Missionshilfe betreut.
Mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Systeme und dem nachfolgenden Abbau des regulären Auslandsfunks sowie der Durchsetzung von UKW auch in Lateinamerika und dem Aufkommen Neuer Medien in der euroatlantischen Welt brach das Hörerpotenzial für internationale Kurzwellensendungen ein. Als die weltweit zu hörende Großsendeanlage in Pifo durch den Bau des neuen Flughafens von Quito bis 2008 aufgegeben werden musste, nutzte das die US-amerikanische Muttergesellschaft zum Ausstieg aus dem Medium. 2008 wurden die letzten deutschsprachigen Sendungen aus Ecuador ausgestrahlt, doch die Redaktion wollte an der Kurzwelle festhalten. So wuchs die Rolle der AG HCJB in Deutschland, der die Gesamtverantwortung für die deutschen Sendungen angetragen wurde.
Da der Neuaufbau einer größeren Kurzwellenstation in Ecuador scheiterte, wurde Sendezeit in Chile, Litauen und Deutschland angemietet, doch mussten die leistungsstarken Kurzwellensendungen, zuletzt über Media Broadcast in Deutschland, 2014 aus finanziellen und empfangstechnischen Gründen aufgegeben werden. Somit gibt es in Quito noch eine kleine Station an Quitos Hausberg Pichincha für Sendungen in Spanisch und indigenen Sprachen und die seit 2012 aufgebaute kleine Station in Weenermoor, die aktuell rund um die Uhr in Deutsch, Englisch, Plautdietsch (Mennoniten-Platt) und Russisch sendet. Ausgestrahlt werden Produktionen der HCJB-Redaktion in Quito und Programme mit brüdergemeindlichem Hintergrund (sowohl deutscher als auch russlanddeutscher Tradition), aber auch die Nachrichten des Informationsdienstes der Deutschen Evangelischen Allianz und Kurzandachten der Lutherischen Stunde.
Selbstverständlich setzt auch HCJB Deutschland längst auf einen Plattformenmix (u. a. seit 2012 auch Stream im Internet). Die neu erhaltene Lizenz ermöglicht nun Satellitenprogramme in eigener Regie, nachdem man 2000 bis 2012 schon über Astra zu hören war. Damals sendete Radio HCJB im Rahmen eines heute nicht mehr bestehenden Sammelprogramms deutschsprachiger Auslandsdienste, das von World Radio Network organisiert worden war.
Hansjörg Biener, Nürnberg