Buddhismus

Rat der DBU stellt sich neu auf

Rat der DBU stellt sich neu auf. (Letzter Bericht: 8/2018, 307f) Der Rat der Deutschen Buddhistischen Union (DBU) hat sich personell verändert. Als neuer erster Vorsitzender wurde der Berliner Rechtsanwalt Martin Hage gewählt, bisher Vizevorsitzender und in der DBU insbesondere mit Strukturfragen und der Anerkennung der DBU als Körperschaft des öffentlichen Rechts befasst. Gunnar Gantzhorn war als Sprecher und erster Vorsitzender des Rates zurückgetreten. Diese Entscheidung beruhe „in erster Linie auf gesundheitlichen und familiären Gründen“, hieß es in den „Mitteilungen aus Rat und Vorstand Nr. 5-2018“ der DBU. Durch sie wurde die Neuwahl des Vorstands nötig. Zweiter Vorsitzender wurde Nils Clausen. Neu ist außerdem die Erweiterung des Vorstands um ein viertes Mitglied. So rückte auch der Hamburger Heilpraktiker und Autor Felix Baritsch vom einfachen Ratsmitglied in den Vorstand auf.1 Koordinator für den interreligiösen und interkulturellen Dialog im Rat der DBU bleibt wie bisher der Kulturanthropologe und Sozialpsychologe Martin Ramstedt.

Von Nils Clausen, der sich ebenfalls in Hamburg engagiert (im tibetisch-buddhistischen TTC – Theksum Tashi Chöling, Karma-Kagyü-Linie des 17. Karmapa Ogyen Trinley Dorje) war in den Sozialen Medien das Zitat zu lesen: „Ich weiß, dass in letzter Zeit vieles falsch gelaufen ist in der DBU und auch im Rat. Deshalb hat es auf der letzten Ratssitzung eine intensive und auch harte Diskussion über die Probleme gegeben und einige Beschlüsse, die hoffentlich zu einer anderen Ratspolitik führen werden. Es wurde auch ein neuer Vorstand gewählt, der gewillt ist, die Dinge anders zu machen.“2

In letzter Zeit war die DBU in schwierigem Fahrwasser. Der Missbrauchsskandal um den spirituellen Leiter des DBU-Mitglieds „Rigpa“, Sogyal Rinpoche, erschütterte die Gemeinschaft ebenso wie gravierende Vorwürfe gegen den Leiter des Buddhistischen Dachverbands Diamantweg (BDD), Lama Ole Nydahl. Dem Gründer und Lehrer der größten Mitgliedsgemeinschaft der DBU werden verschiedentlich menschenverachtende, rassistische und islamfeindliche Äußerungen sowie ein „internationales Engagement am rechten Rand“ angelastet, wie es auf der Internetseite der österreichischen Zeitschrift „Ursache & Wirkung“ hieß. Als Belege werden Fotos, Zitate aus Interviews oder Mitschnitte von Vorträgen Nydahls auf verschiedenen Blogs oder Internetseiten vorgebracht. Nydahl und seine Vertreter streiten die Vorwürfe ab und finden entlastende Erklärungen für Bilder und Worte. Gegen den profilierten kritischen Blogger Tenzin Peljor, buddhistischer Mönch und seit Jahren eine Stimme für ein (selbst-)kritisches Hinterfragen des Verhaltens buddhistischer Meister und sektiererischer Tendenzen im Raum der DBU, gingen Nydahl und seine Vertreter mit juristischen Mitteln vor.

Es gab Kritik an den zögerlichen Reaktionen der DBU, bei denen viele zudem eine klare Abgrenzung gegenüber problematischen Tendenzen vermissten. In einer Stellungnahme forderte die DBU den BDD schließlich mit klaren Worten dazu auf, „aktiv Klarheit zu schaffen“ und dafür zu sorgen, dass das in der Öffentlichkeit entstandene Bild von Ole Nydahl und dem Diamantweg „glaubwürdig und wahrnehmbar korrigiert wird“.3 Eine „rechtliche, insbesondere gerichtliche Auseinandersetzung zwischen Buddhisten“ sei „vollständig unerwünscht“. Die Beteiligten sollten sich auf der Grundlage der buddhistischen Ethik bemühen und möglichst eine gütliche Einigung herbeiführen.

Die DBU besteht aus ca. 60 Mitgliedsgemeinschaften und 7500 Einzelmitgliedern, insgesamt etwa 27 000 Mitgliedern. Davon entfallen auf den Buddhistischen Dachverband Diamantweg (BDD) nach eigenen Angaben 5500 Mitglieder, mithin ca. 20 Prozent aller DBU-Mitglieder.

Die kolportierte Aussage des neuen Vizevorsitzenden der DBU kann so verstanden werden, dass der Rat der DBU die Kommunikation der vergangenen Monate kritisch aufzuarbeiten und sich engagiert und konstruktiv mit den bestehenden Problemen auseinanderzusetzen gedenkt. Dies wäre der DBU zu wünschen.


Friedmann Eißler


Anmerkungen

  1. Vgl. www.buddhaland.de/forum/thread/18050-vorstandswechsel-und-änderungen-bei-der-deutschen-buddhistischen-union-dbu  (Abruf der Internetseiten: 23.7.2018).
  2. http://www.frank-hendrik-hortz.de/blog/archives/07-2018 (Blog von Frank Hendrik Hortz, Delegierter der Einzelmitglieder der DBU ).
  3. Vom 22.4.2018, www.buddhismus-deutschland.de/wp-content/uploads/Replik-DBU-Rat-1.pdf .