Religionskritische Plädoyers und die Last der Vergangenheit
Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts (Leipzig), in dem ein Rechtsanspruch auf Ethikunterricht als Ersatz für das Fach Religion an Grundschulen ablehnt wurde, löste eine längere Diskussion in laizistischen und atheistischen Kreisen aus. Die Klage war von einer betroffenen Mutter eingereicht worden und bezog sich auf Baden-Württemberg.1 Insbesondere der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) nutzte die Gelegenheit, um die Aufhebung des Schulfachs Religion zu fordern. Der Sprecher des AK Schule des IBKA, Rainer Ponitka, formulierte schmissig: Dem Fach Ethik liegen „Fakten und keine Glaubenssätze“ (wie im Fach Religion) zugrunde. Der hpd-Autor Siegfried R. Krebs sekundierte: „Religionsunterricht ist Glaubensvermittlung, Ethikunterricht hingegen konfessionsübergreifende Wertevermittlung.“2
Siegfried Krebs ist in der säkularen Szene kein Unbekannter. Er ist Mitbegründer der Bundesarbeitsgemeinschaft Laizismus der Linken (27.4.2013) und Sprecher der regionalen Thüringer Arbeitsgemeinschaft.3 Auch war er 2011 Mitinitiator der Regionalgruppe Mittelthüringen der Giordano Bruno Stiftung.4 Zudem kann er auf ein bewegtes säkulares Verbandsleben zurückblicken: Von 2008 bis 2010 war er Gründer und Vorsitzender des HVD Thüringen und davor stellvertretender Landesvorsitzender des Deutschen Freidenker-Verbandes. In einer aktuellen Selbstdarstellung schreibt Krebs, der 1953 in Plau am See (Mecklenburg) geboren wurde, dass „Glaubensfreiheit und vor allem die Freiheit, nichts zu glauben, sowie eine solche Ethik das Normale“ in der DDR waren. Einige Zeilen später bekennt er: „Humanismus, Aufklärung und persönliche Verantwortung bilden bei mir von jeher eine Einheit.“ Er endet mit dem Aufruf „Humanismus oder Barbarei“.5
Solche Aussagen verwundern angesichts des biografischen Hintergrunds von Siegfried Krebs. Der MDR berichtete im Oktober 2013, dass dieser von Mitte der 1980er Jahre bis in den Wendeherbst hinein als IM „Uwe Krauße“ für die Stasi gearbeitet hat und nennt seine 600 Seiten umfassende Spitzelakte bemerkenswert.6 Der Weg zur „konfessionsübergreifenden Wertevermittlung“ muss wohl ein weiter gewesen sein.
Robert Giesecke, Schöningen
Anmerkungen
- Vgl www.sueddeutsche.de/bildung/bundesverwaltungsgericht-grundschueler-haben-keinen-anspruch-auf-ethikunterricht-1.1938345 (Abruf: 16.4.2014).
- Zit. auf hpd.de/print/18377 (Abruf: 17.4.2014).
- Vgl. www.die-linke-thueringen.de/partei/zusammenschluesse/lag_laizismus ; www.die-linke-altenburgerland.de/partei/ags/lag_laizismus (Abruf: 8.5.2014).
- Vgl. www.gbs-mittelthüringen.de/index.php?id=werwirsind (Abruf: 23.1.2014).
- www.who-is-hu.de/node/68?detail=epikurs-garten (Abruf: 7.5.2014).
- www.mdr.de/thueringen/stasi_journalistenverband100.htm (Abruf: 23.1.2014).