Rüdiger Hauth im Alter von 75 Jahren verstorben
Am 31. Dezember 2015 verstarb der evangelische Pfarrer, promovierte Theologe und Experte für Sekten- und Weltanschauungsfragen Rüdiger Hauth. 35 Jahre, von 1971 bis zu seinem Ruhestand 2006, war er als Pfarrer im Arbeitsfeld Sekten- und Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) tätig. 1940 geboren, studierte er Evangelische Theologie und Publizistik, absolvierte sein Vikariat im Volksmissionarischen Amt der EKvW in Witten, im Selly Oak College Birmingham/England und in Bochum. 1986 promovierte er im Fach Religionswissenschaft an der Universität Aarhus/Dänemark bei Johannes Aagard mit einer Arbeit über die geheimen Rituale der Mormonen. Rüdiger Hauth war zeitweilig Vorsitzender der Konferenz der Beauftragten für Sekten- und Weltanschauungsfragen in der Evangelischen Kirche in Deutschland und engagierte sich viele Jahre im Arbeitskreis Religiöse Gemeinschaften der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Deutschland (VELKD).
Seine literarische Produktivität artikulierte sich in zahlreichen monographischen Publikationen, in Aufsätzen und Lexika. Seine Darlegungen, Äußerungen und Einschätzungen fanden Beachtung in der kirchlichen und gesellschaftlichen Öffentlichkeit und bezogen sich auf ein breiteres Themenspektrum: u. a. Satanismus, Mormonismus, Vereinigungskirche, Jehovas Zeugen, esoterische Offerten, Adventismus. Er bezog Stellung aus einer biblisch-theologischen Sicht und scheute sich nicht, pointierte Unterscheidungen und Abgrenzungen zu treffen. In öffentlichen Statements war Rüdiger Hauth als Pfarrer, als Christ und Zeuge des Evangeliums erkennbar, etwa in seiner Kritik an vereinnahmenden Religionsformen, die die Freiheit eines Christenmenschen verleugnen, oder an esoterischer Spiritualität, die darauf verzichtet, von Gott in personalen Kategorien zu sprechen.
Seine Kenntnisse über Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften kamen nicht nur aus dem Studium der Quellen, sondern aus konkreter Begegnung. In seinen Vorträgen konnte er Geschichten erzählen, etwa zu den Vorgehensweisen und Konflikten im Zusammenhang des Auftretens verschiedener Jugendreligionen. Seine öffentliche Tätigkeit war im besten Sinne des Wortes Bildungsarbeit, Aufklärung über den eigenen und den fremden Glauben, die auf die Vermittlung von Informations- und Orientierungswissen gleichermaßen zielte. Seine Forschungen zum Mormonismus veränderten die Einschätzungen zur Taufe der Mormonen innerhalb der evangelischen und der römisch-katholischen Kirche.
Auch nach seinem Abschied aus dem aktiven Berufsleben blieb Rüdiger Hauth der Weltanschauungsarbeit verbunden, durch Vorträge, Publikationen und eine intensive Reisetätigkeit in zahlreiche Länder der Welt, die ganz im Zeichen der Erforschung fremder religiöser Traditionen stand. Mit Kollegen wurden Studienreisen nach Indien, Vietnam, Hongkong, Brasilien, Japan, Madagaskar, Korea und in die USA unternommen, eine weitere Reise war für das Frühjahr 2016 geplant. Wir Kolleginnen und Kollegen im kirchlichen Arbeitsfeld Weltanschauungsfragen verlieren mit Rüdiger Hauth jemanden, von dem zahlreiche Impulse für eine an reformatorischer Theologie orientierte evangelische Apologetik ausgingen. In Dankbarkeit gedenken wir unseres verstorbenen Kollegen.
Reinhard Hempelmann, 15.01.2016