Schnellkurs Esoterik
Ulrike Peters, Schnellkurs Esoterik, DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2005, 180 Seiten, 14,90 Euro.
Auf den ersten Blick wirkt der Titel dieses Büchleins ein wenig irritierend. Nimmt man es zur Hand und blättert darin, so lässt sich leicht feststellen: Der Autorin geht es nicht um einen Esoterik-Kurs im Schnellverfahren. Ihr Ziel ist vielmehr eine allgemeinverständlich geschriebene Darstellung der Esoterik. Auf engem Raum werden mit vielen Bildern und Grafiken überblicksartige Informationen zum gesamten Spektrum geboten. Die Autorin geht dabei von einer religionswissenschaftlichen Perspektive aus. Sie möchte, wie sie im Vorwort schreibt, einen systematischen Überblick geben – „als Alternative sowohl zu den umfangreichen wissenschaftlichen oder abwertend theologischen Arbeiten zu diesem Thema wie auch zu der unübersehbaren Vielfalt esoterischer, eine Heilslehre anbietender Bücher“. (7) Eine schlüssige Definition von Esoterik vermag die Autorin nicht zu geben. Sie umschreibt das Phänomen stattdessen mit den Attributen „geheim, innerlich und spirituell“ sowie „individuell, undogmatisch und pragmatisch“. Religionsgeschichtliche Wurzeln erblickt sie in der griechischen Philosophie (Platon, Plotin), in Gnosis und Mysterienkulten, in Kabbala und Hermetik, in Rosenkreuzertum und östlicher Spiritualität. Im Zentrum des Buches stehen verschiedene Phänomene zeitgenössischer Esoterik von Neuheidentum über Spiritismus bis hin zu Heilungsangeboten und einzelnen Praktiken wie Magie und Tarot. Ein Glossar erleichtert das Verständnis einzelner Begriffe.
Besonders spannend: Im Kapitel „Esoterik in der Kritik“ geht das Buch auch auf das Verhältnis von Esoterik und Christentum ein. Eine scharfe Abgrenzung von kirchlicher Seite sei eine Illusion, behauptet die Religionswissenschaftlerin. Ihre Begründung: „Je nachdem, ob ein Mensch stärker zum Christentum oder zur Esoterik tendiert, kann man von esoterischem Christentum oder christlicher Esoterik sprechen. Eine christliche Annäherung an die Esoterik zeigt sich beispielsweise in der Ansicht, dass jede Religion Grundwahrheiten oder etwas ‚Christliches’ enthält – wenn auch dem Christentum der Vorrang vor anderen Religionen gegeben wird –, oder darin, dass Christus und seine Heilstat Bedeutung nicht nur für die Menschheit, sondern für den gesamten Kosmos gehabt habe.“ (145) Hier hätte man sich mehr Differenzierung gewünscht, die von der Autorin ja auch für die Esoterik eingefordert wird. Von einer völligen Unkenntnis der kirchlichen Einschätzungen zu Esoterik (was sich auch im Fehlen entsprechender Literaturangaben widerspiegelt) zeugt die Behauptung der Autorin, wonach der Esoterik von kirchlicher Seite „Aberglaube“ und „Satansverehrung“ vorgeworfen werde. (161)
Matthias Pöhlmann