Spiritual Care-Zentrum (Rigpa) in Bad Saarow geplant
Für rund sechs Millionen Euro entsteht im Kurort Bad Saarow südöstlich von Berlin ein buddhistisches Wohnprojekt und Zentrum für spirituelle Begleitung. Jetzt liegt die Baugenehmigung dafür vor. Das „Sukhavati Spiritual Care Center“ (http://spiritualcare-center.de) ist nach Angaben der Gesamtprojektleiterin Almut Göppert die erste Einrichtung dieser Art in Deutschland. Sukhavati heißt wörtlich „die Freudige“ und bezeichnet nach buddhistischer Lehre das „Reine Land“, eine Art Paradies. Da eine Geburt in diesem „Land“ als vortreffliches Mittel zur Erleuchtung gilt, hoffen viele Buddhisten, dort wiedergeboren zu werden.
Der Baubeginn auf dem Gelände des einstigen Volksarmee-Clubs direkt am Scharmützelsee ist in diesen Wochen geplant, die Eröffnung soll im Herbst 2015 sein. Das zunächst über Spenden finanzierte neuartige Modellprojekt will auf einer Nutzfläche von bis zu 4000 Quadratmetern drei Bereiche anbieten: 1) Betreuung und Pflege mit Appartements für Pflegebedürfte sowie Gästezimmern für Menschen in einer Lebenskrise. Hier soll der Schwerpunkt auf der spirituellen Begleitung liegen. 2) Fortbildung und Schulung mit Kursen buddhistischen Inhalts (Rigpa-Kurse). 3) Leben in Gemeinschaft mit 23 Wohnungen für Praktizierende des tibetischen Buddhismus in einem Mehrgenerationenhaus.
Eine besondere Note erhält dieses Projekt durch die Verschränkung von Theorie und Praxis. Den Praktizierenden des tibetischen Buddhismus wird dabei ein doppeltes Angebot gemacht: sowohl mit Gleichgesinnten zusammenzuleben als auch das Gelernte in der täglichen spirituellen Begleitung von pflegebedürftigen Menschen oder Menschen in einer Lebenskrise anzuwenden.
Auftraggeber ist die gemeinnützige „Tertön Sogyal Stiftung“, die in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA aktiv ist und den tibetisch-buddhistischen Lehrer Sogyal Rinpoche unterstützt. Sogyal Rinpoche (geb. 1948) wurde als Reinkarnation eines Lehrers des 13. Dalai Lama erkannt, was seine Karriere als spiritueller Lehrer vorzeichnete. Er ist der Autor des millionenfach verkauften und in 30 Sprachen übersetzten Bestsellers „Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben“ und Initiator des weltweiten buddhistischen „Rigpa“-Netzwerkes, das 17 Zentren und Meditationsgruppen in Deutschland unterhält.
Missionieren wollen die Initiatoren des neuen Zentrums in Bad Saarow nicht, betont die promovierte Ärztin Göppert, die von der Hospizbewegung kommt und schließlich in die Palliativmedizin wechselte. Sie wird das Zentrum inhaltlich leiten. „Der gesamte Care-Bereich ist für jeden offen – unabhängig davon, ob er einer Religion angehört oder auch keiner“, wird Göppert in der Presse zitiert. Jeder werde gepflegt, wie er dies wolle. „Das Pflegeteam ist jedoch im Buddhismus verankert.“
Ausgehend von der Palliativmedizin öffnet sich das medizinische System derzeit zunehmend dem Thema Spiritualität und der spirituellen Begleitung von Patienten. Spirituelle Fürsorge wird neben der medizinischen, sozialen und psychologischen Dimension der Krankenbehandlung etwa in der Palliativmedizin als notwendig erachtet. Dabei liegt dem Begriff „Spiritual Care“ ein weiter Spiritualitätsbegriff zugrunde, da er pluralitätskompatibel sein soll. Hier wird versucht, religionsübergreifend auf die spirituellen Bedürfnisse der Menschen einzugehen, ohne sich dabei auf ein bestimmtes Bekenntnis festzulegen. (Vgl. zum Konzept „Spiritual Care“: MD 9/2012, 343-347; 3/2013, 83-90.)
Friedmann Eißler