Psychologie

Studie zu religiösen Vorurteilen

Studie zu religiösen Vorurteilen. In einem erschreckenden Ausmaß haben Vorbehalte gegenüber Andersglaubenden zugenommen. Die Übergänge zwischen inniger Frömmigkeit und fanatischem Glauben sind fließend. Schlimmstenfalls münden extreme religiöse Überzeugungen in ein geschlossenes Wahnsystem, das schwer zugänglich und korrigierbar ist.

Die psychologischen Hintergründe und Wurzeln von Glaubensüberzeugungen sind bisher noch ziemlich unklar. Bekannt ist, dass eine selektive Informationsaufnahme zu Vorurteilen führt. Eine Arbeitsgruppe des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf untersucht in einer aktuellen Studie, inwiefern religiöse und kulturelle Vorurteile durch korrigierende Informationen verändert werden können (https://clinical-neuropsychology.de/religion). In einem Online-Fragebogen werden die Teilnehmenden zunächst gebeten, die drei großen monotheistischen Religionen hinsichtlich ihrer Fortschrittlichkeit, Toleranz und Friedfertigkeit einzuschätzen. Anschließend werden ihnen eher unbekannte Glaubensdetails der drei Religionen mitgeteilt, danach sollen die Religionen nochmals eingeschätzt werden. Die Forscher gehen davon aus, dass durch korrigierende Informationen religiöse Vorurteile abgebaut werden können, und hoffen, dies in ihrer Studie belegen zu können.

Auch wenn die emotionalen Anteile eines Vor-Urteils in dieser Studie nicht berücksichtigt werden, ist das aus Eigenmitteln und Spenden finanzierte Religionsforschungsprojekt ein wichtiger Schritt, religiöses Erleben und Verhalten besser zu verstehen.


Michael Utsch