Mormonen

Tage der offenen Tür im Mormonen-Tempel in Freiberg

(Letzter Bericht: 4/2016, 146f) Seit vergangenem Jahr ist der Mormonentempel in Freiberg/Sachsen für eine Renovierung geschlossen. Nach Ende der Arbeiten und vor der erneuten Weihe und Inbetriebnahme des Gebäudes besteht für die Öffentlichkeit die seltene Möglichkeit, das Tempelinnere zu besichtigen. Dazu lädt die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, wie die Mormonen offiziell heißen, vom 12. bis 27. August 2016 (Sonntage ausgenommen) ein. Der Tempel wird am 4. September 2016 offiziell geweiht.

Als einziger in einem damals kommunistischen Land erbauter Tempel wurde der Freiberger Tempel 1985 eröffnet. Die Baugenehmigung war zu jener Zeit ein Zugeständnis der DDR-Diktatur, die lieber die Errichtung eines hochrepräsentativen Kultusgebäudes erlauben als den ostdeutschen Mormonen Auslandsreisen für ihre Tempelriten ermöglichen wollte. So kommt es, dass die mit 40 000 Mitgliedern in Deutschland relativ kleine Religionsgemeinschaft hierzulande in Freiberg und Friedrichsdorf bei Frankfurt (1987 eröffnet) zwei Tempel betreibt. Um den Bedürfnissen der Mitglieder aus Ostdeutschland, Polen, Tschechien, Ungarn, Bulgarien, Moldawien und Rumänien zu entsprechen, wurde der Freiberger Tempel später erweitert und 2002 erneut geweiht.

Zur Tempelanlage gehört auch ein Gemeindehaus, wo die örtlichen Gemeindemitglieder zum sonntäglichen Gottesdienst zusammenkommen und wo unter der Woche verschiedene Aktivitäten stattfinden. Die weltweit mehr als 18 000 Gemeindehäuser der Kirche stehen jedem offen, der einen Gottesdienst besuchen möchte. Ein Tempel hingegen darf nach seiner offiziellen Weihung nur von treuen Mitgliedern der Kirche, d. h. Mormonen mit einem „Tempelschein“, betreten werden. Um diesen Tempelschein zu erhalten, führen Gemeindeglieder ein Gespräch mit ihrem „Bischof“ (Leiter der Gemeinde) und dem „Pfahlpräsidenten“ (Leiter eines Verbands mehrerer Gemeinden) bzw. deren Beratern. Der Tempel gilt als „Haus des Herrn“, wo sogenannte „Siegelungen“ (z. B. Eheschließungen für die Ewigkeit), Stellvertretertaufen an Toten und weitere heilige Handlungen stattfinden.

Sobald er geweiht ist, wird der Tempel in Freiberg der 151. in Betrieb befindliche Tempel der Kirche sein.


Kai Funkschmidt