Cecil M. Robeck, Jr. / Amos Yong (Hg.)

The Cambridge Companion to Pentecostalism

Cecil M. Robeck, Jr./Amos Yong (Hg.), The Cambridge Companion to Pentecostalism, Cambridge University Press, Cambridge 2014, 340 Seiten, 30,54 Euro.

Die beiden prominenten pentekostalen Theologen Cecil M. Robeck und Amos Yong, die am Fuller Theological Seminary lehren, präsentieren einen weiteren Band der nun seit 20 Jahren etablierten Reihe „Cambridge Companion to Religion“. Sie gewannen für die Mitarbeit an diesem Band weitere pfingstkirchlich orientierte Theologen, primär aus dem Umfeld ihrer Hochschule, aber auch Sozialwissenschaftler wie André Droogers von der Freien Universität Amsterdam.

Die 15 Beiträge, die jeweils inklusive Literaturangaben ca. 20 Seiten umfassen, sind drei großen Themenbereichen zugeordnet. Der erste befasst sich mit historischen Fragen, der mittlere ist Regionaldarstellungen gewidmet, der dritte und umfangreichste Teil rückt systematische Fragestellungen in den Mittelpunkt. Die Regionaldarstellungen bieten Beiträge zu Nordamerika, Europa, Lateinamerika, Afrika südlich der Sahara und Asien. Australien und Ozeanien, Nordafrika und Nahost sowie Südasien finden in den Regionaldarstellungen keine Berücksichtigung.

Eine knappe Einführung der Herausgeber ist dem Band vorangestellt. Sie merken darin an, dass sie den Mitarbeitern keine feste Definition vorgegeben haben, was als pentekostales Christentum zu verstehen sei. Dieser Umstand spiegelt sich in den einzelnen Beiträgen wider, etwa hinsichtlich der Beurteilung von Kirchen und religiösen Gemeinschaften, deren Zuordnung zum pfingstkirchlichen Spektrum oder christlichen Spektrum durchaus umstritten ist.

Einzelbesprechungen aller 15 Beiträge sind in diesem Rahmen leider nicht möglich. Das Buch fügt sich in die wachsende Literatur zu pentekostalem Christentum ein und präsentiert Beiträge von profilierten Autoren. Gleichzeitig ist zu beachten, dass der Verlag mit der Wahl der beiden Herausgeber eine Richtungsentscheidung getroffen hat. Das Buch hätte sozusagen auch den Titel „Fuller Companion to Pentecostalism“ tragen können. Das Buch ist klar von einer Binnenperspektive geprägt, in der Theologie und Sozialwissenschaften nicht selten verschmelzen. Kritische Zugänge finden sich selten in dem Band präsentiert. Auch der Beitrag von Michael Wilkinson, der einen Einblick in soziologische Forschungen zu pentekostalem Christentum bietet, beschränkt sich auf Zugänge, die nur geringe religionskritische Implikationen besitzen. Auch werden ethnologische Studien zur Thematik, die in Form von Fallstudien Konfliktpotenziale aufdecken, wenig oder nicht rezipiert. Dies ist zu bedenken, wenn im Text darauf verwiesen wird, dass zu einem bestimmten Thema keine Literatur vorliege. Diese Feststellung ist zumeist kritisch in die Formulierung hinein aufzulösen, dass keine weitere englischsprachige Literatur affirmativer Art vorliegt.

Es ist auffällig, dass die Autoren „heiße Eisen“ meist umschiffen. Bezeichnend erscheint, dass zwar immer wieder auf die bedeutende Rolle von Frauen für pfingstliches Christentum hingewiesen wird und ein emanzipatorischer Effekt pentekostaler Verkündigung betont wird, sich aber keine Autorin unter den Verfassern des Buches befindet. Es findet sich unter den systematischen Kapiteln auch keines zu den Themenkomplexen feministische Theologie oder Genderfragen innerhalb des pentekostalen Christentums; von der Thematisierung des Bereiches homosexueller Lebenswelten innerhalb von Pfingstkirchen ganz zu schweigen. Im Blick auf eine Vermeidung der Thematisierung von „heißen Eisen“ fällt auch das Umschiffen der Themen Islam und Indien auf. Dies trifft sowohl hinsichtlich des regional ausgerichteten Abschnitts als auch der systematisch ausgerichteten Beiträge zu. Das ausführliche Schlagwortregister enthält nicht einmal die Begriffe „Islam“, „Hinduism“ oder „India“. Unter dem Stichwort „Dalits“ findet sich ein einziger Verweis (334). Die entsprechende Stelle thematisiert schlicht, dass die pentekostale Verkündigung marginalisierten Bevölkerungsgruppen Indiens Hoffnung und Selbstwertgefühl vermittele (181).

Der problematische Umgang mit „heißen Eisen“ innerhalb des Buches zeigt sich auch in anderen Punkten, etwa wenn pentekostale Verkündigung thematisiert wird, die sich nicht in das große Narrativ von der Stärkung der Zivilgesellschaft und der wirtschaftlichen Ermächtigung durch pentekostale Predigt einfügen lässt. Die beschönigende und wenig reflexive Thematisierung der durch genozidale Kriegsführung geprägten Regierung Rios Montts in Guatemala in den 1980er Jahren (117, 176, 188) mag demonstrieren, dass eine kritische Auseinandersetzung mit heißen Eisen in diesem Buch nicht wirklich stattfindet. Ausgehend von dem historischen Befund hätte gefragt werden müssen, wo die besondere Verantwortung für die Verkünder einer Theologie liegt, die oftmals geprägt ist von Bildern der Macht und Stärke und einer dualistischen Weltsicht. Es hätten ideologiekritisch die destruktiven Potenziale einer solchen Verkündigung aufgedeckt werden müssen, statt diese wegzureden oder zu übergehen.

Der Rezensent hätte sich für einen „Cambridge Companion“ einen pluraleren Zugang zur Thematik gewünscht, der unterschiedliche Perspektiven zu Wort kommen lässt. Beispielsweise präsentiert der Band jeweils einen Beitrag zu Ökumene sowie zu Mission und interreligiöser Begegnung. Dass diese beiden Beiträge enthalten sind, ist sehr begrüßenswert. Es handelt sich um vielfach emotional aufgeladene Themen. Der Rezensent hätte es jedoch geschätzt, wenn zu den Themen jeweils ein Beitrag aus einer Innen- und einer aus einer Außenperspektive aufgenommen worden wäre.

Mittlerweile finden sich, insbesondere wenn der englischsprachige Buchmarkt mit einbezogen wird, zahlreiche Einführungen in die Thematik, die nicht selten Ähnliches in unterschiedlichen Akzentsetzungen präsentieren. Wer das vorliegende Buch liest, sollte beachten, dass es pentekostal geprägte Perspektiven präsentiert, die sich nicht selten sozialwissenschaftlicher geben, als sie sind. So handelt es sich nicht nur um ein Buch über pentekostales Christentum, sondern auch um eines, das primär aus einer Binnenperspektive verfasst und selbst ein Zeugnis einer pentekostalen theologischen Denkschule ist.


Harald Grauer, Sankt Augustin