Gesellschaft

Toleranzpreis für Aga Khan IV.

Das Oberhaupt der Ismailiten, einer schiitischen-islamischen Gemeinschaft mit weltweit ca. 20 Mio. Gläubigen, Karim Aga Khan IV., hat am 20. Mai 2006 den Toleranzpreis der Evangelischen Akademie Tutzing erhalten. Die Laudatio hielt Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. Aga Khan wurde für seinen Einsatz bei der Aussöhnung zwischen der islamischen Welt und dem Westen geehrt sowie namentlich für die Förderung eines Kultur- und Bildungsprogramms entlang der alten Seidenstraße, er ist zudem als Chef des Aga Khan Development Network (AKDN) aktiv, das die weltweit größte private Entwicklungshilfeorganisation ist. Nach dem Krieg in Afghanistan investierte seine Organisation dort 80 Mio. Dollar in den Wiederaufbau.

Aga Khan IV., am 13.12.1936 in der Schweiz geborener britischer Staatsbürger, jetzt Resident in der Nähe von Paris, verfügt über ein Vermögen von mehreren Milliarden Euro dank der Steuerpflicht der Ismailiten, die ein Zehntel ihrer Einkünfte an den Imam abführen. Ob dem Begründer dieser Steuerpflicht vorschwebte, dass der Imam damit u.a. einen Rennstall mit 500 Pferden (Wert ca. 250 Mio. Euro), einen unüberschaubaren Grundbesitz, den größten Hotelbesitz Italiens, Anteile an der Lufthansa und am Fiat-Agnelli-Konzern, Banken, Zeitungsverlage und Edelsteinminen eignet und mit dem spanischen König auf Jagd geht, ist unbekannt. Jedenfalls sind die finanziellen Spielräume für Entwicklung und Toleranz mehr als vorhanden. Er wurde 1957 nach dem Tod seines Großvaters von Sir Sultan Mohamed Schah (Aga Khan III.) zum Oberhaupt der Ismailiten ernannt, gilt den Anhängern als direkter Nachfolger des Propheten Muhammad und damit als 49. Imam der Ismailiten. Der Aga Khan hat zwei gescheiterte Ehen und eine langjährigen Beziehung zu seiner Geliebten Milena Maffei (während der ersten Ehe) hinter sich. Die erste 1969 geschlossene Ehe zerbrach wenige Tage vor der Silberhochzeit.

Die drei früheren Empfänger des Toleranzpreises waren Roman Herzog (2000), Daniel Barenboim (2002) und Henning Mankell (2004).


Ulrich Dehn