Weiter rückläufige Zahlen
(Letzter Bericht: 1/2002, 18 ff) Erneut hat die Wachtturmgesellschaft eine negative Bilanz ihrer Mitgliederentwicklung für Deutschland vorgelegt. Nach den im "Wachtturm" vom 1. Januar 2002 veröffentlichten Zahlen gibt es in Deutschland 161440 aktive Zeugen Jehovas ("Verkündiger"). Damit hat sich die Zahl der Zeugen Jehovas innerhalb eines Jahres um etwa 1500 verringert. Dennoch haben Jehovas Zeugen auch 2001 einen gewaltigen Zeitaufwand in die Mission ("Predigtdienst") investiert. Der "Wachtturm" gibt an, dass allein in Deutschland mehr als 24 Millionen Stunden gezählt wurden. Das würde bedeuten, dass ein Zeuge Jehovas durchschnittlich 150 Stunden für die Haus-zu-Haus-Besuche bzw. für den Predigtdienst aufgebracht hat.
Auffällig ist, dass in den letzten Jahren auch die Zahl der Taufen rückläufig ist. Für 2001 wurden nur noch 3177 Taufen registriert, 1997 gab es laut "Wachtturm" noch knapp 6000 und im Jahr 2000 immerhin noch 3497 Taufen. Die Anzahl der Taufen kann durchaus als Indikator für die Aktivität der Wachtturmorganisation gewertet werden, da normalerweise jeder in einer Zeugen-Jehovas-Familie heranwachsende Jugendliche und natürlich auch jede/jeder neu Geworbene sich taufen lässt. Ihr stetiger Rückgang ist also ein wichtiges Indiz für die Krise der Organisation.
Die Zahl von 3177 Taufen bei gleichzeitigem Rückgang der Gesamtzahl ist auch für eine weitere Überlegung interessant: Bei einer statistischen Sterberate von 1 Prozent (also 1600 verstorbene Zeugen Jehovas) müssen innerhalb von 12 Monaten rund 3000 Personen die Organisation verlassen haben. Es gibt vermutlich keine zweite Religionsgemeinschaft in Deutschland, die gemessen an der Gesamtzahl ihrer Mitglieder derart viele Aussteiger hervorbringt.
Beobachter der Szene haben berechnet, dass - statistisch gesehen - ein Zeuge Jehovas mehr als 50 Jahre in Predigtdienst aktiv sein muss, um einen Interessenten für die Zeugen Jehovas zu gewinnen. Dies bedeutet, dass viele Zeugen trotz ihres großen Einsatzes nie den Moment erleben, an dem eine von ihnen angesprochene Person sich für die Taufe und damit für die Mitarbeit bei den Zeugen Jehovas entscheidet.
Die Entwicklung in Deutschland ist typisch für die modernen Industrienationen: In fast allen westeuropäischen Staaten, aber auch in Japan und Kanada stagnieren die Zahlen oder sind gar rückläufig. Selbst für die USA, immerhin das Land mit der höchsten Anzahl von Verkündigern (fast 1 Million), ist ein Nullwachstum angegeben. Weltweit haben sich derzeit 5,88 Millionen Verkündiger der Organisation angeschlossen. Daraus folgt ein Wachstum von 1,7 Prozent. Auch das ist eines der schlechtesten Ergebnisse der letzten Jahre.
(Quellen: "Der Wachtturm" v. 1. 1. 2002; www.infolink-net.de)
Andreas Fincke