Weitere Professur für islamische Religionspädagogik
(Letzter Bericht: (8/2008, 311f) Der Sozialwissenschaftler Rauf Ceylan ist seit 1.9.2009 Professor für Religionswissenschaft mit dem Schwerpunkt Islamische Religionspädagogik am Studiengang Islamische Religionspädagogik der Universität Osnabrück. Der 33-jährige Kurde war zuvor im Referat für Integration der Stadt Duisburg für die wissenschaftliche Begleitung des integrationspolitischen Prozesses zuständig. In seiner Dissertation an der Universität Bochum über „Ethnische Kolonien“ (2006) hat er das Leben von Migranten in türkischen Moscheen und Cafés untersucht. Seine Studie „Imame in Deutschland“ löste vor gut einem Jahr eine Diskussion über „traditionell-konservative“ Einstellungen der Imame und damit verbundene Schwierigkeiten bei der Integration aus.
Seit zwei Jahren bietet die Universität Osnabrück den Studiengang Islamische Religionspädagogik an, die erste Professur wurde zum Sommersemester 2008 mit Bülent Uçar besetzt. Der viersemestrige Ergänzungsstudiengang bildet islamische Religionslehrerinnen und -lehrer für Grund-, Haupt- und Realschulen aus. Zu den Lehrinhalten gehören unter anderem die Glaubensgrundlagen des Islam, ein Überblick über die islamische Geschichte sowie islamische Ethik.
Neben den Studienorten Erlangen-Nürnberg (Interdisziplinäres Zentrum für Islamische Religionslehre, IZIR, Prof. Harry Harun Behr), Münster (Centrum für Religiöse Studien, Prof. Muhammad S. Kalisch) und Frankfurt a. M. (Stiftungsprofessur für Islamische Religion, gestiftet vom Türkischen Präsidium für Religiöse Angelegenheiten, Prof. Ömer Özsoy) hat sich damit in Osnabrück ein besonderer Schwerpunkt der islamischen religionspädagogischen Ausbildung in Deutschland etabliert.
Islamischen Religionsunterricht gibt es bisher nur in Berlin, verantwortet in der durch die sogenannte „Bremer Klausel“ gegebenen Sondersituation von der umstrittenen Islamischen Föderation in Berlin. Darüber hinaus werden deutschlandweit in verschiedenen Ländern Schulversuche durchgeführt und unterschiedliche Modelle ausprobiert, die einen geregelten Bekenntnisunterricht vorbereiten sollen. Alevitischer Religionsunterricht wird hingegen über die Modellversuche hinaus schon in den Bundesländern Bayern, Berlin, Hessen und Nordrhein-Westfalen erteilt, nachdem die Alevitische Gemeinde Deutschland aufgrund eines religionswissenschaftlichen und eines juristischen Gutachtens als Religionsgemeinschaft im Sinne von Art. 7 Abs. 3 GG anerkannt worden war.
Friedmann Eißler