Freigeistige Bewegung

Wikipedia für Atheisten

(Letzter Bericht: 8/2006, 309f) In der atheistisch-säkularen Szene gibt es Bestrebungen, eine „atheistische Internet-Enzyklopädie“ ins Leben zu rufen. Vorbild ist augenscheinlich die beliebte Online-Enzyklopädie „Wikipedia“. Zwar kommen auch bei Wikipedia viele Artikel vor, die dem atheistisch-säkularen Spektrum thematisch entsprechen, aber gerade diese Artikel sind häufig enormen Eingriffen ausgesetzt. In der säkularen Szene wird berichtet, dass solche Einträge bevorzugt Opfer von Online-Vandalismus und sog. „Edit-Wars“ werden, bei denen Streithähne immer wieder Texte in ihrem Sinne ändern. Bei Wikipedia gibt es durchaus ein diesbezügliches Problembewusstsein und Debatten zur Frage der Neutralität bei religiösen Stichworten. Kritiker meinen, dass auf religiöse Befindlichkeiten dabei zu viel Rücksicht genommen würde. Daher wurde jetzt das Projekt „Athpedia“ angeregt. Die Idee entstand im „Freigeisterhaus“, einem Internetforum, das vom Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA e.V.) betrieben wird. „Athpedia“ steht für „atheistische Enzyklopädie“ und ist unter der Adresse www.athpedia.de im Aufbau befindlich. Wie bei Wikipedia sollen die Inhalte von freiwilligen und unbezahlten Autorinnen und Autoren verfasst werden.

Unklar ist, wie man den genannten Online-Vandalismus verhindern will. Das dürfte nur möglich sein, wenn die Mitarbeiter registriert sind und besondere Zugangsmöglichkeiten erhalten. Damit wäre „Athpedia“ aber keine wirklich freie Enzyklopädie mehr – was ja das bisher Einzigartige und der besondere Reiz von Wikipedia ist. Als konfliktreich dürfte sich auch erweisen, dass die säkulare Szene keinesfalls so homogen ist, wie sie sich gern darstellt. Auch in „Athpedia“ werden unterschiedliche bzw. widersprüchliche Positionen ihre Geltung beanspruchen. Schließlich besteht die Gefahr, am Ende im „eigenen Saft zu schmoren“. Wikipedia ist so bekannt und allseits durchgesetzt, dass „Athpedia“ kaum als ernsthafte Alternative zu betrachten ist und wohl hauptsächlich von Insidern der atheistischen Szene genutzt werden wird.


Andreas Fincke