„Winkelmaß“ - ein neues Freimaurer-Magazin für die Öffentlichkeit
(Letzter Bericht: 4/2009, 153f) Unter Freimaurern wird wohl kein Thema so kontrovers diskutiert wie die eigene Öffentlichkeitsarbeit. Während sich die einen für neue Wege engagieren, um vor allem jüngere Männer für den Bruderbund zu gewinnen, sind andere davon überzeugt, dass ein Suchender seinen Weg zur Loge irgendwie finden würde. Bemerkenswert ist, dass etliche Freimaurer in der letzten Zeit viel für ihre Imagepflege in der Öffentlichkeit tun, auch wenn dies nicht im erhofften Maße bemerkt wird.
Insgesamt hat sich gegenüber früheren Jahren viel getan. Darauf deuten nicht nur die Selbstdarstellungen in Buchform, sondern auch die zahlreichen, zum Teil sehr professionell gestalteten Auftritte von Logen und Großlogen im Internet hin. Zudem setzt der neue Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD), Rüdiger Templin, mit Pressemitteilungen zu aktuellen Themen neue Akzente. Ein wichtiges, eher internes Informationsmedium stellen die von den Obödienzen herausgegebenen Zeitschriften („Humanität“, „Zirkelkorrespondenz“, „Bundesblatt“) dar, deren regelmäßiger Bezug nur Logenmitgliedern vorbehalten ist.
Ein interessantes Beispiel für neue Wege freimaurerischer Publizistik liegt seit Anfang Juli 2010 vor. Es handelt sich um die Startnummer des Magazins „Winkelmaß“ (www.winkelmass-das-magazin.de). Es erscheint im Leipziger Freimaurer Verlag und wird von Ivan Wojnikow herausgegeben. Die knapp 40 Seiten umfassende und dreimonatlich erscheinende Zeitschrift zum Preis von 3,50 Euro richtet sich an Freimaurer und „Menschen, die sich den Ideen der Freimaurerei nahe fühlen“. Dabei versteht sie sich als „obödienzenübergreifend“, d. h. sie betrachtet alle deutschsprachigen Freimaurer – „unabhängig von landesspezifischen Organisationen“ – als vorrangige Zielgruppe. Offenbar sind die Sympathisanten und Teilnehmer freimaurerischer „Gästeabende“ im Blick, um sie mit freimaurerischem Gedankengut vertraut zu machen. „Winkelmaß“ fühlt sich der Aufklärung verpflichtet und möchte daher „keine weiteren Geheimnisse um die Freimaurerei aufbauen“.
In der Startnummer des Magazins kommen auch interne Probleme der deutschen Freimaurerei zur Sprache. Sie betreffen etwa den zunehmenden Mitgliederschwund oder die grundlegende Frage „Ist die Freimaurerei überhaupt noch zeitgemäß?“ Ergänzt wird das Spektrum durch einen Kurzbeitrag „Leipziger Freimaurer in der DDR“ einer jungen Historikerin, die dazu eine Magisterarbeit verfasst hat. Sie konstatiert: „Es gab in Leipzig, wie wohl im gesamten Gebiet der DDR, Treffen von ehemaligen Freimaurern“ (16).
Insgesamt ist das neue Magazin ansprechend und professionell gestaltet. Dafür sorgt nicht nur das Layout, sondern auch die Auswahl der Fotos. Die Themen der Startnummer sind durchaus attraktiv. Ob der neuen Zeitschrift längerfristiger Erfolg beschieden sein wird, bleibt abzuwarten. Die Themen für die nächsten fünf Ausgaben stehen fest und verheißen interessanten Lesestoff: Freimaurer in der Politik – Idealisten oder Verschwörer? – Das Verhältnis von Freimaurerei zu Religion und Esoterik – Weltbruderkette: ein Überblick über die heutige internationale Freimaurerei – Freimaurerähnliche Organisationen und Verbindungen – Das psychologische Fundament der Freimaurerei.
Matthias Pöhlmann