Universelles Leben

Wohin steuert das UL?

(Letzter Bericht: 11/2004, 433f) Im Jahr 2007 war eine reduzierte öffentlich wirksame Aktivität des Universellen Lebens (UL) auffällig, die sich auch in der spärlichen Medienberichterstattung zum UL widerspiegelte. Dafür sind gerade für das vergangene Jahr zahlreiche, auch gravierende Änderungen im Handelsregister zu verzeichnen, die aus meiner Sicht auf einen erheblichen internen Umbau hindeuten.

Für diesen Umbau ist beispielsweise die Tatsache symptomatisch, dass der zur Führungsspitze des UL zu rechnende Sektenanwalt Dr. Gert-Joachim Hetzel im Jahr 2007 sowohl aus dem Vorstand des „Universellen Lebens e.V.“ ausschied als auch aus der Geschäftsführung der „HG Naturklinik Verwaltungs GmbH“ und der „G.S. Stiftung Verwaltungs-GmbH“. Aber auch andere UL-Anhänger waren von internen Veränderungen betroffen. Von Amts wegen wurde 2007 der „Verlag Das Wort GmbH & Co. Buchverlag“ aus dem Handelsregister gelöscht. Ergebnis- / Gewinnabführungsverträge einzelner Firmen mit der „CB Beteiligungsgesellschaft der Mitarbeiter“ wurden beendet. Diverse Firmen wurden 2007 neu gegründet. Von diesen Neugründungen ist die „TV-Sender Neu Jerusalem weltweit GmbH“ erwähnenswert. Dieser Sender ist über Eutelsat nach eigenen Angaben 24 Stunden am Tag in fünf Sprachen zu empfangen. Laut Handelsregistereintrag orientieren sich seine Beiträge „an ethischen Maßstäben, die die Friedfertigkeit zwischen Menschen, Natur und Tieren in allen Lebensbereichen nach urchristlichen Prinzipien beinhalten“.

Sonst ist wenig Friedfertiges aus dem „Friedensreich“ der Gabriele Wittek zu berichten. Im Dezember 2006 wurde ein bekannter Publizist des UL vom Amtsgericht Würzburg wegen Beleidigung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) zu einer Geldstrafe von 2.000 Euro verurteilt. „Würzburger Gerichte stören den Adventsfrieden“, hieß es dann bei einer ebenfalls im Dezember in Würzburg folgenden UL-Demonstration. Im Mai 2008 wurde das Urteil vom Landgericht Würzburg in eine Verwarnung mit Strafvorbehalt abgeändert. Wegen eines Verstoßes gegen das Urheberrecht und Beleidigung eines Jägers wurde 2007 ein Geschäftsführer eines UL-Betriebes vom Amtsgericht Würzburg zu 1.000 Euro Geldstrafe verurteilt. Bereits im Juni 2006 hatten UL-Anhänger vor dem Würzburger Verlagsgebäude der „Main-Post“ gegen die Berichterstattung der Zeitung über das UL demonstriert. Die Redaktion der „Main-Post“ sei „Brutstätte von religiöser Ausgrenzung und Intoleranz“, hieß es unter anderem.

Der Strategie zweier aus dem UL heraus geführter Prozesse, durch Schadensersatzverfahren wegen Geschäftsschädigung den Druck auf die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern zu erhöhen, ist bis dato kein Erfolg beschieden. So versuchte die „HG Naturklinik Michelrieth GmbH“ vor dem Landgericht Hamburg mit Klage vom 27.6.2005 von der ELKB Schadensersatz in Höhe von knapp 13.000 Euro wegen angeblicher Geschäftsschädigung durch Äußerungen auf www.michelrieth.de zu erstreiten und blieb damit 2006 in zwei Instanzen, letztlich vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht, erfolglos.

Ebenfalls wegen angeblicher Geschäftsschädigung durch die Internetseite michelrieth.de strengte die UL-nahe Firma „ES Bau und Handel GmbH & Co. KG“ im Juli 2005 gegen die ELKB eine Klage vor dem Landgericht München an, die die ES Bau 2006 in erster Instanz verlor. Der Streitwert wurde gerichtlicherseits auf 1,44 Millionen Euro festgesetzt. Eine Entscheidung in zweiter Instanz wird vom Oberlandesgericht München für 2008 erwartet. Ein (rechtskräftiges) Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes (BayVGH) aus dem Jahr 2006 hat außerdem dafür gesorgt, dass die Internet-Domain michelrieth.de sicher in kirchlicher Hand bleibt. Mehrere Kläger wollten erreichen, dass die Stadt Marktheidenfeld von ihrem Namensrecht Gebrauch macht und die Domain von der Kirchengemeinde Michelrieth einfordert.

Während im September 2005 eine (ebenfalls rechtskräftige) Entscheidung des BayVGH der ELKB erlaubte, die Frage nach der Verfassungswidrigkeit der „Christusschule“ des UL zu stellen, ist diese seit 2006 nicht mehr nur „staatlich genehmigt“, sondern inzwischen „staatlich anerkannt“ und hat damit die alleinige Prüfungshoheit – dies, nachdem die UL-Schule bereits 2005 durch die keineswegs selbstverständliche Genehmigung eines „M-Zuges“ aufgewertet wurde, der geeigneten Schülern einen mittleren Bildungsabschluss ermöglicht. Ebenfalls einen neuen Grad der Selbständigkeit wollten 2006 einige UL-Anhänger erreichen, indem sie die Neubildung einer eigenen politischen Gemeinde mit dem Wunschnamen „Gemeinde Friedefürst“ beantragten. Begründet haben die Antragsteller dieses Ansinnen mit angeblicher „Hetze“ und „Repressalien“ in umliegenden Gemeinden. Der damalige Landrat des Landkreises Würzburg nannte diesen Vorstoß ein „schon fast abartiges Ansinnen“.

Selbstverständlich gingen auch die notorischen Aktivitäten für Tierschutz und gegen die Jagd, Jäger und Jagdzeitschriften weiter, teilweise unterstützt von der Alterspräsidentin des Bayerischen Landtags, Barbara Rütting (Grüne), die im März 2007 noch unter dem Briefkopf des Bayerischen Landtages Kritik am UL mit „Zeiten der Hexenverfolgung“ verglich – und im Zusammenhang mit entsprechender Medienberichterstattung schließlich Mühe hatte, ihr Verhältnis zum UL zu relativieren.

Die ebenfalls fortgesetzte antikirchliche Polemik aus dem UL (z. B. in der unregelmäßig erscheinenden Zeitung „Denk mit und handle“) erweckte in letzter Zeit einen zusehends stereotypen Eindruck und lässt inzwischen jeglichen Esprit vermissen. Demgegenüber hatte beispielsweise der Untertitel des 2003 im UL-Verlag „Das Weisse Pferd“ erschienenen „Steinadler“-Buches in seiner Doppeldeutigkeit fast noch Witz. Er lautet: „Die Verfolgung der Urchristen im Universellen Leben“.

Insgesamt ist es um das „Universelle Leben“ ruhiger geworden. Nach meiner Einschätzung wird dies aufgrund des teilweise hohen Fanatisierungsgrades innerhalb der Gruppierung nicht auf Dauer so bleiben. Wohin der Witteksche „Christus-Gottes-Geist“ das UL in Zukunft bläst, wird also abzuwarten sein.


Michael Fragner, Reichenberg