Zum Sterben schön. Alter, Totentanz und Sterbekunst von 1500 bis heute
Andrea von Hülsen-Esch, Hiltrud Westermann-Angerhausen (Hg.), Zum Sterben schön. Alter, Totentanz und Sterbekunst von 1500 bis heute, Bd. 1: Aufsätze, 344 Seiten, Bd. 2: Ausstellungskatalog, 280 Seiten, Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2006, zus. 49.90 Euro.
Der Büchermarkt zeigt es: Sterbekunst wird wieder vermehrt zum Thema. Das zu einem fairen Preis angebotene, opulent ausgestattete Werk aus Regensburg verdankt sich einer Kölner Ausstellung unter der Schirmherrschaft von Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff und kann sich in verschiedener Hinsicht sehen lassen.
Wer freilich die Frage nach dem „Memento mori“ im letzten halben Jahrtausend vor allem auch unter religiösem Aspekt beleuchtet sehen will, wird von diesem Band doch eher enttäuscht: Unter den zahlreichen Autor(inn)en befinden sich vor allem Kulturhistoriker und Literaturwissenschaftler, aber kaum Theologen. Die fast 30 Aufsätze handeln vor allem von Totentanz, Alter, Anatomie und Sterbekunst; doch selbst ein einschlägiger Beitrag über den Umgang mit der Sterbestunde im Spiegel von Leichenpredigten stammt von einer Historikerin, nicht etwa von einer Theologin. Da verwundert es schließlich auch nicht, dass darin theologische Sachfehler auftauchen – etwa die Behauptung, der Protestantismus kenne keine ewige Höllenqual, und die Rolle der Kirche sei im reformatorischen Horizont „auf die Vermittlung christlicher Werte und Normen beschränkt“ geblieben (240).
Des ungeachtet: Wer vor allem kulturgeschichtlich fragt und besonders Wert auf interessante Abbildungen legt, macht beim Erwerb dieser beiden Bände keinen Fehler.
Werner Thiede, Regensburg