Zum Tod der Schwester Mathilde Ludendorffs
Im Alter von 86 Jahren starb Frieda Stahl, die Schwester von Dr. Mathilde Ludendorff, in Tutzing. Franz v. Bebenburg hielt bei der Totenfeier am 28. Oktober die Ansprache. Am 21. September 1885 als jüngste Tochter des evangelischen Theologen Prof. Dr. Bernhard Spiess in Wiesbaden geboren, studierte sie Musik in Berlin und Wien und verheiratete sich dort 1908 mit Heinrich Stahl. Im Ersten Weltkrieg zog sie mit ihrer Familie von Wien nach München und Feldafing, erteilte Klavierunterricht und gab Konzerte. Mit ihrer Schwester Mathilde hatte sie engste geistige Verbindung. „Sie war es auch, der die Schwester als erster ihre Werke vorlas, um zu sehen, was eine kongeniale Seele erfassen und miterleben kann.“ 1930 wurde sie Lehrerin an der Rheinischen Musikschule in Köln und übernahm 1946 eine Tätigkeit am dortigen Konservatorium. 1953 übersiedelte sie nach Tutzing zu ihrer Schwester. „Nun wurde das Tutzinger Haus eine Stätte der Musik, die das philosophische Schaffen ihrer Schwester mit ihren Klängen umfing. Im Laufe der Jahre trat daneben noch die Fürsorge und Pflege ihrer acht Jahre älteren Schwester. Dann glitt das Dreigestirn der genialen Schwestern still aus der Erscheinung; als letzte schloß nun auch sie die Augen“, sagte v. Bebenburg (Mensch und Maß 21, 9.11.1971). Der dritte Stern der „genialen“ Schwestern und der Ehemann der Verstorbenen wurden in seiner Trauerrede nur flüchtig genannt, aber mit keinem Wort gewürdigt.
Kurt Hutten, 01.12.1971