Zum Tod von Elisabeth Kübler-Ross
Die international bekannte Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross ist am 24. August im Alter von 78 Jahren in ihrem Haus im US-Bundesstaat Arizona verstorben. "Sterben - das ist, wie wenn man bald in die Ferien fährt. Ich freue mich unheimlich", hatte sie einmal geäußert. Den Tod hatte sie in zahlreichen Publikationen, Vorträgen und Interviews als eigentlich gar nicht existent dargestellt. Andererseits hatte eine ihrer Drillingsschwestern über die schon lange schwerkrank Darniederliegende in einer TV-Sendung gesagt, sie könne offensichtlich nicht recht "loslassen". Das würde zu manch anderen Berichten von Menschen mit esoterischer Einstellung passen, die den Tod immer wieder betont bagatellisieren und im Ernstfall dann doch vor ihm zurückschrecken.
Das Verdienst der Ärztin, den gesellschaftlich vielfach von Furcht charakterisierten Umgang mit Sterbenden durch Achten auf deren inneres Erleben zu erleichtern, ja interessant zu machen, ist um die Wende zu den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts international gewürdigt worden - nicht zuletzt durch die Verleihung von über zwei Dutzend Ehrendoktoraten. Nachdem sie ihrem Mann aus der Schweiz in die USA gefolgt war und sich dort als Psychiaterin qualifiziert hatte, erregten ihre Seminare über Sterben und Tod seit 1966 gehöriges Aufsehen. Insbesondere der von ihr bevorzugte direkte Kontakt mit Patienten in der Sterbephase löste neben mancherlei kollegialem Protest zugleich Begeisterung unter den Teilnehmern ihrer überfüllten Seminare aus. Ein Tabu war gebrochen, und bald schon hatte sich ihre engagierte Arbeit in weitesten Kreisen herumgesprochen. Ihr erstes Buch "On Death and Dying" (1969, deutsch: "Interviews mit Sterbenden") machte sie zur Leit- und Symbolfigur der modernen Sterbeforschung. "Dem Tod ins Gesicht sehen" lautet denn auch ein Film über sie, der seit kurzem hierzulande als VHS-Video oder DVD zu haben ist.
Eine Esoterikerin war sie ihrem Herkommen nach keineswegs gewesen: "Ich bin von Natur her ein skeptischer Halbgläubiger, um es noch gelinde auszudrücken. Als solcher interessierte ich mich nicht um die Eventualität eines Lebens nach dem Tod. Doch gewisse Beobachtungen, die sich so häufig wiederholten, ließen mir keine andere Wahl, als mich diesem Problem zuzuwenden. Ich begann mich also damals darüber zu verwundern, warum sich noch niemand des Todesproblems ernstlich angenommen hatte, um es zu erforschen, und zwar nicht aus bestimmten wissenschaftlichen Gründen oder um bei gerichtlichen Prozessen damit dienlich sein zu können, sondern ganz einfach aus natürlicher Neugier."
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