EZW-Texte 242
Jenseits von Absolutheitsdenken und Beliebigkeit
Berlin 2016, 112 Seiten
Der EZW-Text 242 stellt einen engagierten und inhaltsreichen Werkstattbericht dar, in dem der Landespfarrer für den interreligiösen Dialog der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) Andreas Goetze den Themenbereich Toleranz behandelt.
Toleranz skizziert er als eine Haltung, die aus einem gestalteten und immer wieder neu einzuübenden christlichen Glauben hervorgeht. Dabei geht es darum, den christlichen Glauben als unabgeschlossenen existenziellen Weg und nicht als Wahrheitsbesitz darzustellen. Zugleich wird betont, dass Dialogoffenheit nicht als Wahrheitsverzicht missverstanden werden darf. Der Versuch wird unternommen, ein Verständnis von Toleranz zu entfalten, zu dem Respekt und Offenheit ebenso gehören wie die Bereitschaft zum Zeugnisgeben.
Im Materialteil werden zahlreiche Aussagen dokumentiert, die das Toleranzthema in Bezugnahme auf theologiegeschichtliche, politikwissenschaftliche und philosophische Perspektiven entfalten. Einen besonderen Schwerpunkt bilden Stellungnahmen, die das Verständnis von Toleranz im Judentum, Christentum und Islam behandeln. Die dokumentierten Texte unterstreichen den Charakter der Publikation als Werkstattbericht, der zur Weiterarbeit in verschiedenen Bildungszusammenhängen, in Schule, Hochschule, Erwachsenenbildung, vor allem im Zusammenhang interreligiöser Bildungsbemühungen, herangezogen werden kann.
Aus dem Inhalt
Vorwort
Einführung
Macht der Glaube an den einen Gott intolerant?
1 Gott – Wahrheit – Offenbarung – eine erste Annäherung
2 Eine biblische Erinnerung: 1. Kor 10,23
3 Gesellschaftliche Entwicklungen – eine zweite Annäherung
4 Toleranz
5 Verwundbarkeit und Hingabe – Eckpunkte einer „spirituellen Toleranz“
Ausblick
Materialien
M 1 Toleranz – Zitate
M 2 Texte aus den Religionen: Judentum – Christentum – Islam
M 3 Rainer Forst: Vier Konzeptionen der Toleranz
M 4 Nikolaus Schneider: Das menschliche Maß
M 5 Karl Popper: Das Paradox der Toleranz
M 6 Slavoj Žižek: Religion. Gefährlicher Glaube.
Die westliche Toleranz verfehlt das Wesen der Religion
M 7 Fulbert Steffensky: Die heilige Tradition ins Gespräch bringen –
keine Buchstabengläubigkeit
M 8 Hans Waldenfels: Toleranz und Wahrheit
M 9 Jürgen Moltmann: „Dialogwürdig ist nur eine Religion, die sich selbst ernst nimmt“
M 10 Eberhard Jüngel: Wertlose Wahrheit
M 11 Martin Buber: Das Geheimnis des anderen achten
M 12 Reinhold Bernhardt: „…niemand kommt zum Vater, denn durch mich“
M 13 Wilfried Härle: Positioneller Pluralismus
M 14 Nikolaus von Kues: Dass es nur eine Religion in der Riten-Mannigfaltigkeit gibt
M 15 Martin Luther: Gottes unvergleichliche Toleranz
M 16 Sebastian Castellio: „Einen Menschen töten heißt nicht eine Lehre verteidigen, sondern einen Menschen töten“
M 17 Nathan Peter Levinson: Der Toleranzgedanke im Judentum
M 18 Walter Homolka: Toleranz statt Wahrheit? Eine jüdische Perspektive
M 19 Ömer Özsoy: „Ihr habt eure Religion und ich habe meine Religion“
M 20 Chris T. R. Hewer: Den Koran kontextuell verstehen
M 21 Chris T. R. Hewer: „Strebt stets nach dem Guten“ – den anderen ein Vorbild sein
M 22 Mouhanad Khorchide: Nicht bloß muslimische „Schalenidentität“: Für eine dialogische Gott-Mensch-Beziehung
M 23 Mathias Rohe: Islam und Meinungsfreiheit
M 24 Andreas Goetze: „Wenn der Geist sich radikalisiert“: Fundamentalismus in der Moderne
Der Autor